Die DWP-Bank hat zusammen mit mehreren Partnern die Entwicklung einer Plattform für Vermögensverwaltungen für die Sparkassen aufgenommen. Die DWP-Bank, die die Wertpapierabwicklung vieler öffentlich-rechtlicher und genossenschaftlicher Institute übernimmt, kooperiert dabei mit dem Fintech Investify Tech sowie der Software-Schmiede Dericon. Als Startpartner für das Projekt steuern DJE Kapital, Allianz Global Investors sowie die Berenberg-Bank Vermögensverwaltungs-Strategien bei.

Weitere Asset Manager sollen folgen, kündigten die Partner bei einer Veranstaltung von Dericon und der NordLB in Frankfurt an. Bei der Vermögensverwaltungs-Plattform sollen die Anbieter ihre Strategien auf eine Plattform stellen, Sparkassen-Kunden können dann eine oder mehrere Strategien mit ihren Beratern auswählen. Das auf White-Label-Lösungen für digitale Vermögensverwaltungen spezialisierte Haus Investify Tech steuert das Onboarding-Verfahren, die technische Umsetzung der Strategien und die regulatorische Abwicklung bei, die DWP-Bank führt die Depots für die Sparkassen. Die Plattform soll Ende 2024 starten.

"Zukunft liegt in der Plattformökonomie"
Die Idee für die Vermögensverwaltungs-Plattform kam von Dericon. Das Frankfurter Software-Haus betreibt mit der NordLB den Dienst BIS.on WMS, der Sparkassen den Zugang zu Fonds erleichtert, die nicht aus dem öffentlich-rechtlichen Lager oder von den ausgewählten Partnern der Deka stammen. Das Duo zählt keine drei Jahre nach dem Start bereits mehr als 120 Sparkassen zu seinen Kunden.

"Auch in der Vermögensverwaltung liegt die Zukunft in der Plattformökonomie", sagte Andreas Krause, Mitgründer und Geschäftsführer von Dericon, bei der Vorstellung des Projekts. In der Baufinanzierung oder bei Tages- und Festgeldern seien Plattformen, bei denen Banken die Angebote anderer Institute vermitteln, bereits weit verbreitet. Dericon wird 2024 erstmals auch auf dem FONDS professionell KONGRESS in Mannheim vertreten sein.

Offene Architektur in der Vermögensverwaltung
Mit dem Marktplatz für Vermögensverwaltungen, wie die Partner ihr Projekt nennen, würden die Institute zum Vermittler von Vermögensverwaltungen externer Anbieter. Die Sparkassen können damit auch in der Vermögensverwaltung eine offene Architektur offerieren. Der öffentlich-rechtliche Verbund hat allerdings selbst entsprechende Offerten. So bietet die Helaba-Tochter Frankfurter Bankgesellschaft eine White-Label-Vermögensverwaltung für die Sparkassen, die Kunden ab 250.000 Euro offensteht.

"Gesicht gegenüber dem Kunden"
DWP-Bank, Dericon und Investify Tech zielen mit ihrer Plattform hingegen auf Kunden mit einem weit geringeren Vermögen. "Hier gab es einfach eine Lücke im Angebot", erläuterte Christian Lüer von der DWP-Bank auf der Veranstaltung. Die Partner streben an, die Eintrittshürde bis hinunter auf 25.000 Euro zu senken. DJE, Allianz GI und Berenberg bieten eigens entworfene Strategien, die bestimmten Vorgaben entsprechen. Jeder Anbieter deckt dabei mehrere Risiko-Varianten ab. Die Umsetzung der Strategien erfolgt mit aktiven Fonds und börsengehandelten Indexfonds (ETFs).

"Die jeweilige Sparkasse hat die volle Kontrolle darüber, welche Anbieter sie auf ihre Plattform aufnimmt und welche Konditionen sie ihren Kunden bietet", betonte Dericon-Chef Krause. Investify-Geschäftsführer Ansgar Wigger ergänzte: "Die Sparkasse ist das Gesicht gegenüber dem Kunden. Wir treten nicht in Erscheinung. Das ist nicht unsere Kompetenz." Die Institute würden jedoch von der Regulatorik entlastet. Die Sparkassen können zudem eigene Vermögensverwaltungs-Strategien auf ihre Plattform stellen.

"Transparenz in die Vermögensverwaltung"
"Das Angebot macht Vermögensverwaltungen vergleichbar", pries Krause das Projekt. "Der Marktplatz bringt Transparenz in die Vermögensverwaltung." Allerdings ließen sich die Strategien der Anbieter aufgrund der unterschiedlichen Ausgestaltung nicht eins zu eins miteinander vergleichen, schränkte Krause ein. Das Vorhaben zielt zunächst zwar auf Sparkassen. Grundsätzlich soll die Plattform künftig aber auch anderen Banken offenstehen.

Solchen Plattformen, bei denen Banken vor allem als Vermittler für Produkte anderer Anbieter agieren, kann mit Blick auf ein nach wie vor im Raum stehendes Provisionsverbot oder andere Einschränkungen durch die Regulierung künftig große Bedeutung zukommen. Denn statt einer Provision können die Geldhäuser hier andere Vergütungsmodelle einsetzen. Gegenüber den Kunden können die Institute zudem mit einem breiten Produktangebot auch von externen Lieferanten punkten. Die Anbieter der Vermögensverwaltungs-Strategien erhalten wiederum über lediglich einen Kanal Zugang zu einer sehr breiten Kundschaft. (ert)