Das Investmenthaus DWS will die Vergütung seiner Portfoliomanager stärker daran ausrichten, wie sie im Wettbewerbsvergleich abschneiden. Bislang bemaß sich die Bewertung vor allem daran, ob der Vergleichsindex übertroffen wurde. "Die Benchmark zu schlagen, genügt uns als Anspruch aber nicht", sagte DWS-Chef Stefan Hoops im Interview mit FONDS professionell, das in der neuen Ausgabe 1/2023 erschienen ist. Das Haus müsse auch im Vergleich mit der Konkurrenz vorne liegen. "Wir werden die Bezahlung unserer Portfoliomanager ändern", kündigte Hoops an.

Diese Umstellung geht einher mit der Einführung einer "positiven Leistungskultur", wie es der neue Lenker der Deutschen-Bank-Tochter nennt. "Die Kunden vertrauen uns ihr Geld an. Da dürfen sie erwarten, dass wir unser Bestes geben und hart daran arbeiten, nach Risiko-Adjustierung Überrenditen zu erwirtschaften", erläuterte Hoops. "Damit meine ich nicht, dass wir in einen gnadenlosen Konkurrenzkampf verfallen", betonte der Manager. "Wir sagen 'ja' zu Leistung – aber immer im Rahmen von Gesetzen, Regeln und unseren treuhänderischen Pflichten."

"Leistungsprinzip bedeutet auch, Manager auszutauschen"
Die neue Maxime reicht allerdings über die Bezahlung hinaus. "Ein Leistungsprinzip bedeutet auch, Manager auszutauschen, wenn sie mittel- bis langfristig nicht die gewünschte Leistung erbringen", führte Hoops aus. "Dabei muss es fair zugehen: Natürlich ringen manche Strategien in Jahren wie 2022 mit einem widrigen Umfeld." Wenn es aber jemandem innerhalb seiner Vergleichsgruppe längerfristig nicht gelinge, die Konkurrenz zu übertreffen, "dann sollten wir uns schon fragen, ob er oder sie wirklich das Geld unserer Kunden verwalten sollte", sagte der Firmenchef und betonte: "Wir werden da klarer Konsequenzen ziehen als in der Vergangenheit."


Wie der neue DWS-Chef die herben Mittelabzüge des vergangenen Jahres beurteilt, wie er im heiß umkämpften ETF-Geschäft Marktanteile gewinnen will und welche Rolle aktives Management sowie Starmanager spielen sollen, lesen Sie in der soeben erschienenen Ausgabe 1/2023 von FONDS professionell.


Der aus Hannover stammende Hoops hatte im vergangenen Sommer den Posten als Vorsitzender der Geschäftsführung der DWS von Asoka Wöhrmann übernommen. Die börsennotierte Gesellschaft ist in einen Greenwashing-Skandal verstrickt. Die Behörden in den USA und in Deutschland ermitteln in dem Fall. Im Zuge dessen kam es zu einer Razzia in der Frankfurter Zentrale. In der Folge wurde Wöhrmann bei der Hauptversammlung im Juni von Hoops abgelöst, der von der Konzernmutter hinüberwechselte. Seither tauschte der neue Unternehmenschef bereits mehrere Führungspersonen aus, darunter Operativchef Mark Cullen und Investmentchef Stefan Kreuzkamp.

"Zahl der Mitarbeiter wird eher steigen"
"Es gab Abgänge, das stimmt, sowohl eher prominente Gutverdiener als auch auf den Ebenen darunter", sagte Hoops im Interview. Entweder habe der Ruhestand bevorgestanden, oder die "Übergabe des Staffelstabs an die nächste Generation" sollte sichergestellt werden. "Die Gehälter, die wir damit sparen, können wir an anderer Stelle wieder einsetzen", resümierte Hoops, der in Bayreuth studierte. "Die Zahl der Mitarbeiter wird eher steigen, aber eben in den Bereichen, wo wir Wachstumschancen sehen."

Dazu zählt der DWS-Lenker alternative Investments, den Passiv-Bereich um die Marke Xtrackers sowie Anleihen. Weiterhin sollen Vertrieb und Marketing sowie das Digitale ausgebaut werden. "Zudem möchten wir die Teams diverser und interdisziplinärer aufstellen", ergänzte Hoops. "Wenn ein Team nur aus Männern um die 50 besteht, dann tendiert die Gruppe dazu, in die gleiche Richtung zu denken." Das gelte für alle homogenen Gruppen. "Doch wenn Menschen mit unterschiedlichem Hintergrund, Alter, Ausbildung und Erfahrung sowie verschiedene Geschlechter zusammenarbeiten, dann entspringen daraus neue Ideen."

"Nicht den Kopf einziehen müssen"
Zu den Greenwashing-Vorwürfen verwies Hoops auf die laufenden Ermittlungen. Das Haus arbeite mit den Behörden zusammen und wolle zudem die Ergebnisse einer internen Überprüfung seiner Prozesse und Governance veröffentlichen. "Der Fall hat uns in die Defensive gebracht – ausgerechnet bei dem wichtigen Thema Nachhaltigkeit", erläuterte der Manager. "Wir müssen wieder dahin kommen, dass unsere Mitarbeiter bei diesem Thema nicht den Kopf einziehen müssen, sondern selbstbewusst mitdiskutieren können." Es gebe keinen Zweifel, wie wichtig das Thema für das Haus, aber vor allem für die Kunden sei. (ert)