Doppelstrukturen und Überschneidungen bei Produkten sowie Standorten, aber auch in der eigenen Führungsstruktur mindern die Schlagkraft der DWS. Dies sagt der neue Vorstandschef der Fondsgesellschaft, Asoka Wöhrmann, in einem Interview mit dem "Handelsblatt". Wöhrmann will "festgefahrene Strukturen aufbrechen", um den Asset Manager effizienter aufzustellen. Dabei deutet er insbesondere in der Führungsstruktur Umbauten an. "Die Treppe wird von oben gekehrt", stellt der Manager klar.

Wöhrmann löste im Oktober 2018 Nicolas Moreau an der Spitze der Fondsablegers der Deutschen Bank ab. Moreau hatte die DWS fit für die Börse gemacht und im vergangenen März aufs Parkett gebracht. Bereits kurz nach dem Stabwechsel hatte Wöhrmann den Vertriebsleiter Thorsten Michalik sowie den fürs operative Geschäft zuständigen Jon Eilbeck durch enge Vertraute ersetzt. Kurz vor Weihnachten ernannte Wöhrmann dann neue Regionenchefs, die mehr Einfluss erhielten.

Vertrieb muss ran an den Kunden
Diesen Kurs will der neue DWS-Chef fortsetzen, der vom Mutterhaus zurück zur Fondstochter gewechselt war. "Einen globalen Vertriebsapparat können Sie nicht einfach zentral aus Frankfurt oder London steuern", erklärt Wöhrmann, und wird konkret: "Als Nächstes sind die einzelnen Länderchefs dran. Die leitenden Manager vor Ort sollen viel stärker für ihre Produktpalette und ihre Kundenbasis verantwortlich sein."

Auch beim Vertrieb selbst will Wöhrmann ansetzen. "Es reicht bei keinem Kundentyp mehr, einfach ein tolles Produkt anzupreisen", so der frühere Investmentchef der DWS. "Sie müssen die richtigen Lösungen für individuelle Kundenherausforderungen parat haben." Der Vertrieb müsse noch sehr viel näher an die Kunden und deren Bedürfnisse heranrücken.

"Kräftig mit den Flügeln schlagen"
Eher zurückhaltend kommentiert der Leiter des Asset Managers die von seinem Vorgänger gesetzten Ziele. "Im vergangenen Jahr hatten wir ein Erwartungsproblem", so Wöhrmann in dem Zeitungsinterview. Der Börsengang im März 2018 und die damit verbundene größere Freiheit habe die Mitarbeiter durchaus angespornt. "Aber wenn man fliegen will, dann muss man auch kräftig mit den Flügeln schlagen – man kann nicht nur gleiten, sonst verliert man an Momentum."

Selbst Moreau hatte bereits nach kurzer Zeit das ursprünglich ausgerufene Ziel einkassiert, jährlich neue Kundengelder in Höhe von drei bis fünf Prozent des verwalteten Vermögens einzusammeln. Zumindest 2018 ging die Reise in die entgegegengesetzte Richtung: Über das Jahr verteilt zogen Anleger unterm Strich 22 Milliarden Euro vor allem aus aktiv gemanagten DWS-Fonds ab. Angesichts des fortgeschrittenen Börsenzyklus nannte es Wöhrmann dann auch "gefährlich, solche statischen Vorgaben in einer späten und immer dynamischeren Phase des Zyklus einfach auf die Zukunft zu übertragen."

"Ehrgeiziger bei den Kosten werden"
Die Vorgaben von Wöhrmann klingen dann auch nüchterner. "Unsere Ziele gelten, aber sie sind angesichts der Realität an den Märkten ehrgeizig", formulierte es der Manager diplomatisch. Stattdessen will der neue Chef weiter sparen. Zwar sei die Aufstellung des Hauses als Vollsortimenter gerade in schwierigen Börsenphasen vorteilhaft. "Doch die Margen atmen mit dem Marktzyklus. Und wenn die Margen sinken, muss man noch ehrgeiziger bei den Kosten werden", sagte Wöhrmann dem "Handelsblatt".

An einer Stelle will der neue Firmenlenker aber offenbar auf dem Gaspedal bleiben: bei den Portfoliomanagern. "Wir werden natürlich weiter in Fondsmanager investieren. Wir werden noch gute Leute einstellen, und wir müssen unsere jüngere Riege stärker in die Verantwortung nehmen", so der Konzernchef, der 17 Jahre bei der DWS arbeitete. Zudem sei es "ein großes Glück", dass Tim Albrecht bei der DWS geblieben sei. "Unser Geschäft lebt von der Qualität unserer Fondsmanager – und auch von Stars. Davon können wir nie genug haben." (ert)