Der designierte DWS-Chef Stefan Hoops soll die Strategie der gebeutelten Fondstochter der Deutschen Bank überprüfen. Dies geht aus dem Redemanuskript des DWS-Aufsichtsratschefs Karl von Rohr für die Hauptversammlung am Donnerstag (9. Juni) hervor. Hoops habe mit seinem Management "natürlich" die Aufgabe, "zusätzliche neue Akzente zu setzen". Die Rede von Rohrs sowie die des scheidenden Vorsitzenden der Geschäftsführung, Asoka Wöhrmann, waren vorab veröffentlicht worden.

Allzu weit reicht der Auftrag aber nicht. Denn zugleich betonte von Rohr: "Der Aufsichtsrat und auch die Deutsche Bank als Mehrheitsaktionär der DWS stehen ohne Wenn und Aber hinter der Strategie und den Finanzzielen der DWS." Das Haus solle weiterhin transformiert werden sowie organisch wie auch per Übernahmen und Fusionen wachsen. Auch die Stellung als eigenständiger, börsennotierter Vermögensverwalter bleibe bestehen, ebenso der Fokus auf ökologische, soziale und ethische Investments (ESG).

Razzia bei der DWS
Der letzte Punkt hatte der Deutschen-Bank-Tochter aber einen Skandal beschert. Die ehemalige DWS-Nachhaltigkeitschefin Desiree Fixler hatte dem Asset Manager vorgeworfen, die Leistungen bei der Nachhaltigkeit übertrieben dargestellt zu haben. Die DWS bestreitet die Vorwürfe vehement. Neue Brisanz erhielt der Fall, als Ende Mai Beamte von Staatsanwaltschaft, Bundeskriminalamt und der Finanzaufsicht Bafin die DWS-Zentrale in Frankfurt durchsuchten. Anlass waren Hinweise, dass beim Thema ESG nicht das eingehalten wurde, was in den Fondsprospekten vorgegeben war. Der Anfangsverdacht laute auf Kapitalanlagebetrug, so die Staatsanwaltschaft Frankfurt. DWS-Chef Wöhrmann trat in der Nacht darauf zurück.

Entsprechend setzt von Rohr in dem Redemanuskript auf Rechtfertigung. "Als der Aufsichtsrat im März 2021 erstmals Kenntnis von dieser Thematik erhielt, haben wir in einem ersten Schritt umgehend eine externe, unabhängige Analyse und Plausibilitätsprüfung der Vorwürfe veranlasst. Diese unabhängige Analyse konnte keine Belege für die Vorwürfe feststellen", so der Aufsichtsratschef.

"Anschuldigungen sind keine Beweise"
Zwar kündigt er "klare Konsequenzen" an, "wenn sich hier oder an anderer Stelle Fehlverhalten herausstellen sollte". Zudem werde die Gesellschaft "vollumfänglich mit den Behörden zusammenarbeiten, um an der Aufklärung der Vorwürfe mitzuwirken". Allerdings schaltet von Rohr direkt wieder auf Abwehr. "Aber auch hier sollte die Unschuldsvermutung gelten: Anschuldigungen sind keine Beweise, und Untersuchungen sind kein Urteil." Er wehre sich gegen jede Form der Vorverurteilung.

So lobt von Rohr denn auch ausführlich die Arbeit und die Leistungen von Wöhrmann. Auch dieser wehrt die Vorwürfe erneut ab. "Wir stehen zu den Offenlegungen, die wir in unseren Jahresberichten veröffentlicht haben." Zugleich betont er: "Wir haben nie einen Hehl daraus gemacht, dass es eine Kraftanstrengung werden würde. Auch haben wir nie gesagt, dass wir schon am Ziel wären."

"Persönliche Angriffe und Drohungen"
Wie bereits bei der Verkündung seines Abgangs verweist der scheidende DWS-Chef auf "Anschuldigungen des Greenwashings, aber auch persönliche Angriffe und Drohungen" als Grund für seinen Rücktritt. "Wie unbegründet oder unhaltbar sie auch alle sein mögen – sie haben ihre Spuren hinterlassen", erläutert Wöhrmann. "Sie waren sowohl für die DWS als auch für mich und vor allem für meine Familie eine Belastung."

Das Geschäft der DWS, die treuhänderische Vermögensverwaltung für die Kundinnen und Kunden, sei zu wichtig, als dass es überschattet werden dürfte. Daher habe er sich "schweren Herzens" mit der Firma darauf geeinigt, als Vorsitzender der Geschäftsführung zurückzutreten. "Damit möchte ich der DWS, aber auch mir, einen Neuanfang ermöglichen." (ert)