Die European Bank for Financial Services (Ebase) aus Aschheim bei München erwirbt die Wertpapiersparte der Augsburger Aktienbank (AAB). Der Kaufvertrag wurde am 30. Juni unterzeichnet, über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart, teilten die Institute mit. Die Transaktion soll bis Mitte nächsten Jahres vollzogen werden.

Damit bewahrheiten sich entsprechende Gerüchte, die schon seit geraumer Zeit durch die Branche wabern: Anfang März hieß es, der Landwirtschaftliche Versicherungsverein Münster (LVM) plane, seine Banktochter AAB zu veräußern. Anfang Juni zeichnete sich dann ab, dass der Ebase-Mutterkonzern FNZ den Zuschlag bekommt. Die Transaktion ist ein weiterer Schritt in der Konsolidierung der Branche: Erst zum Jahreswechsel hatte die Fidelity-Fondsbank FFB das Retailgeschäft der Metzler-Plattform Fund Xchange übernommen (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Die Ebase übernimmt jeden zweiten Mitarbeiter
Die Migration der etwa 180.000 AAB-Depots mit einem Volumen von etwa 17 Milliarden Euro sowie der Abschluss der Transaktion und damit auch der Übergang der Mitarbeiter sind für Mitte 2021 geplant. Der Standort Augsburg soll erhalten bleiben, auch die Zusammenarbeit mit den Vertriebspartnern der AAB werde fortgesetzt. Der Deal sieht vor, dass rund der Hälfte der AAB-Mitarbeiter am Standort Augsburg eine "langfristige Perspektive" im Wertpapiergeschäft geboten wird.

Mit Abschluss der Migration wird die Ebase das verwahrte Depotvolumen auf mehr als 50 Milliarden Euro steigern. "Wir als Ebase, aber auch die FNZ-Gruppe wollen in den nächsten Jahren weltweit und speziell auch in Deutschland weiterwachsen", lässt sich der neue Ebase-Chef Kai Friedrich in der Mitteilung zitieren. "Ziel ist es, auch in Deutschland der führende Anbieter von digitalen B2B-Anlagelösungen für Finanzdienstleister und deren Kunden zu werden. Die Übernahme des Wertpapiergeschäfts der Augsburger Aktienbank mit dem starken Team vor Ort passt daher sehr gut in unsere Strategie." Ebase ist seit 2019 Teil der Londoner FNZ-Gruppe.

"Langfristige Zusammenarbeit" für Wertpapierprodukte
Wie es mit den anderen AAB-Geschäftsfeldern weitergeht, ist noch offen. Die Neustrukturierung erfolge "in enger Abstimmung zwischen der LVM und der Augsburger Aktienbank", heißt es in der Mitteilung. "Davon ausgenommen ist die AAB Leasing, welche unabhängig von der Neuordnung der AAB ihr erfolgreiches und stabiles Geschäftsmodell weiter ausbauen soll."

Die Bank gehört seit 2002 komplett zum Münsteraner LVM-Konzern. Ziel der Beteiligung sei es damals gewesen, das Angebot der Versicherung um Bankprodukte zu ergänzen, um den Kunden Komplettlösungen anbieten zu können. Mittlerweile ist dafür ist keine eigene Banktochter mehr nötig. Vielmehr vereinbarte die LVM nun eine "langfristige Zusammenarbeit" mit der Ebase. "Durch die Kooperation werden wir unseren Kunden auch weiterhin attraktive Produkte aus dem Bereich des Wertpapiergeschäfts anbieten können", sagt LVM-Vorstand Ludger Grothues.

Als Nischenanbieter unter Druck
Die AAB leidet seit Jahren unter dem Margendruck und den regulatorischen Vorgaben im Bankensektor. "Als Nischenanbieter war es für die Augsburger Aktienbank zunehmend schwer, sich in einem konsolidierten Marktumfeld zu behaupten", sagt Rainer Wilmink, LVM-Vorstand und AAB-Aufsichtsratsvorsitzender. Mit der Ebase übernehme nun "eine der führenden B2B-Direktbanken" das Wertpapiergeschäft der AAB. "Sie wird das grundsätzlich erfolgreiche Geschäft ausbauen und bietet auch für die Mitarbeiter eine sichere Perspektive." Die LVM dagegen konzentriere sich stärker auf ihr Kerngeschäft als Versicherer.

"Wir unterstützen den Verkauf, weil wir unsere Kunden, Mitarbeiter und Vertriebspartner bei der Ebase in guten Händen wissen", lässt sich AAB-Vorstand Lothar Behrens zitieren. "Von der Stärke der Ebase und den Größenvorteilen profitiert letztendlich auch jeder einzelne Kunde und Kooperationspartner in der zukünftigen Zusammenarbeit." (bm)