Mit dem langsamen Ausklingen der Pandemie stellt sich für viele Arbeitnehmer sowie -geber die Frage nach dem künftigen Arbeitsort. Die einen wollen am liebsten für immer oder zumindest längere Zeitabschnitte im Homeoffice bleiben, andere bevorzugen ein Mischmodell und wieder andere können es kaum erwarten, endlich wieder im Büro zu sitzen und sich mit Kollegen vis-a-vis auszutauschen.

Wie auch immer: Durch die Pandemie ist das Homeoffice salonfähig geworden. Doch neben vieler Vorteile birgt die Heimarbeit auch ihre Tücken. "Die Art und Weise der Kommunikation hat sich massiv verändert", sagt Kommunikationstrainer Stefan Häseli. Das persönliche Gespräch ist größtenteils auf die Kontaktaufnahme per E-Mail, Kurznachrichten, Videokonferenzen und Telefonate verlagert worden. "Das ist per se nicht schlecht, solange man bewusst auch Wege gefunden hat, das Zwischenmenschliche zu pflegen", sagt Häseli. 

Genau das kommt in der Pandemie oft zu kurz, Umfragen zeigen, dass sich die Menschen vermehrt einsam und isoliert fühlen. Gleichzeitig kann aber auch die Rückkehr zur ganz klassischen interpersonellen Kommunikation Führungskräfte und ihre Mitarbeitenden vor Herausforderungen stellen. "Nach der anfänglichen und gut zu beobachtenden Euphorie geschieht das, was in der Gruppendynamik eben oft passiert: Auf die Phase von 'Reforming' folgt das 'Storming'", sagt Häseli. Soll heißen: Die Menschen im Unternehmen würden spüren, dass man sich schlichtweg auseinandergelebt hat. Plötzlich würden Vorwürfe formuliert, die man vorher nicht aussprechen oder artikulieren konnte. "Viele fühlen sich ungleich oder unfair behandelt, die oft nicht funktionierenden Prozesse werden einem Schuldigen zugeteilt."

Kommunikation steuern
Um das Konfliktpotenzial aufzufangen, sollten Unternehmer und Führungskräfte aktiv daran arbeiten, "alles an aufkommenden, gereiften und auch niederschwelligen Konflikten aufzuarbeiten und die Mannschaften neu einzunorden und zu justieren, manchmal sogar neu aufzustellen", rät Häseli. Es sei in keinem Fall ratsam, die Kommunikationskultur aus Bequemlichkeit sich selbst zu überlassen. (fp)