Die Ergo wird ihre Bestände an älteren, hochverzinsten Lebenspolicen nicht an eine auswärtige Gesellschaft verkaufen. Ein sogenannter externer "Run-off" ist damit vom Tisch. Der in Düsseldorf ansässige Versicherer wird die Versicherungen, die unter anderem den Bestand der seit 2010 in Abwicklung befindlichen Ergo-Tochter Victoria Leben umfassen, weiterhin in einem internen Run-off fortführen (in Ausgabe 4/2017 von FONDS professionell, die Abonnenten dieser Tage erhalten, finden Leser einen Artikel über die unterschiedlichen Formen eines Run-offs). Das ist das Ergebnis der Sondierungen mit Interessenten für die Policen, die die Ergo am 28. November beendete.

Offenbar waren die angebotenen Summe der Run-off-Plattformen nicht hoch genug, wie aus einer Mitteilung hervorgeht: "Nach Auffassung von Ergo spiegelt sich der derzeitige Wert des Bestandes sowie dessen Wertentwicklungspotential in den Angeboten nicht angemessen wider. Daher werden wir unsere klassischen Lebensversicherungsbestände weiterhin unter eigener Regie verwalten", so Markus Rieß, Vorstandsvorsitzender der Ergo.

Plan B: Eigene Run-off-Platform?
Der Versicherer hat laut Medienberichten einen "Plan B" in der Schublade liegen, möglicherweise gründet er selbst eine Run-off-Plattform: Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) schrieb vor rund einer Woche, dass die Tochter des Rückversicherer Munich Re mit dem Software- und Beratungshaus IBM über die Gründung eines gemeinsamen Unternehmens verhandele.

Die Gespräche sind Teil der Digitalisierungsbemühungen der Ergo. Mit Investitionen von 140 Millionen Euro bis 2020 möchte die Gesellschaft nach eigenen Angaben zu einem führenden Online-Anbieter in der Versicherungsbranche werden. Allerdings hat die Ergo große Probleme mit der IT der herkömmlichen Geschäftsbereiche, die Systeme gelten als veraltet. Und hier schließt sich der Kreis: Die teure Software, die Ergo für die eigenen Lebensversicherer braucht, könnte über die neue Firma Ergo/IBM auch für die Verwaltung von Beständen Dritter verwendet werden.

Kritik an externe Übertragungen
Die Ankündigung der Ergo sowie ihrer Mitbewerber Generali und Axa vom September, den Verkauf der Alt-Policen an Dritte zumindest prüfen zu wollen, sorgte in der Branche für Aufregung. Verbraucherschützer wetterten gegen die Pläne, da sie Benachteiligungen für die Kunden befürchten: Schließlich wollen die Plattformen auch Geld verdienen, und ein Weg ist, die Überschussbeteiligungen auf das garantierte Minimum zu reduzieren.

Mitwerber befürchten wiederum einen immensen Ansehensverlust für die Branche. Diese habe den Kunden immer versprochen, lebenslang für sie da zu sein. Ein Verkauf an Dritte widerspricht dieser Ansage. Mit ihrer Entscheidung gibt sich die Ergo hier zumindest keine Blöße mehr. (jb)