Bei der PSD Bank Braunschweig müssen die Angestellten seit Monatsbeginn nur noch an vier Tagen in der Woche arbeiten. Freitags wird an den Standorten Braunschweig, Magdeburg und Halle an der Saale keine persönliche Beratung mehr angeboten. Die Arbeitszeit wird auf 35 Stunden reduziert.

"Tarifvertraglich bleiben die 39 Stunden Arbeitszeit pro Woche, wir vereinbaren aber: Du musst nur 35 Stunden leisten", erläutert Vorstandssprecher Carsten Graf im Interview mit der Funke-Mediengruppe. "Alle arbeiten jetzt 8.45 Stunden zwischen 6 und 22 Uhr an vier Tagen statt bisher 7.48 Stunden an fünf Tagen." Für Teilzeitkräfte gelte das in derselben Relation. "Die Kehrseite der Medaille gehört natürlich auch erwähnt: Es kann nicht jemand sagen, er möchte dienstags frei haben – der freie Tag ist der Freitag."

Die Zahl der Bewerbungen hat sich "massiv erhöht"
Graf betont, dass das Kundenservicecenter der Bank weiterhin telefonisch von 6 bis 22 Uhr erreichbar sei, auch freitags. Die Selbstbedienungs-Foyers bleiben ebenfalls geöffnet. Wichtig ist ihm auch die Botschaft, das Projekt "aus der wirtschaftlichen Stärke heraus" anzugehen. "Die Veränderungen bedeuten keinen Arbeitsplatzabbau", sagt er. "Wir haben nicht weniger Arbeit, wir haben veränderte Arbeit, wir wollen uns noch stärker auf den Kunden konzentrieren, von Montag bis Donnerstag und das mit möglichst viel Personal."

Dem Bankchef zufolge hat sich die Zahl der Bewerbungen auf vakante Stellen "massiv erhöht". "Offensichtlich haben die zehnprozentige Erhöhung des Gehaltes – wir gehen ja von 39 Stunden auf 35 Stunden bei vollem Gehaltsausgleich runter – und damit eine verbesserte Work-Life-Balance Wirkung gezeigt", so der Vorstandssprecher im Interview mit der Funke-Mediengruppe.

"Die guten Kräfte bleiben eher"
Die Volksbank Euskirchen setzt ein ähnliches Modell bereits seit Jahresbeginn um. Die Filialen bleiben freitags geschlossen, die Mitarbeiter arbeiten nur noch 35 Stunden die Woche – bei vollem Lohnausgleich. "Am Dienstag und Donnerstag, dem 'Schladi' und 'Schlado', wird jetzt richtig rangeklotzt, aber danach können die Mitarbeiter das lange Wochenende genießen", sagte Hans-Jürgen Lembicz, der Vorstandssprecher des Instituts, im Frühjahr im Interview mit FONDS professionell (den vollständigen Beitrag lesen Sie in Ausgabe 1/2023 ab Seite 414 oder – nach Anmeldung – hier im E-Magazin).

"Wir wollen damit am Arbeitsmarkt attraktiver werden, zumindest für diejenigen, die hier in der Umgebung wohnen", so Lembicz. "Ich bilde mir nicht ein, dass sich jetzt Heerscharen von Leuten bei uns bewerben. Aber die guten Kräfte bleiben eher." Die Volksbank Euskirchen habe in den vergangenen Jahren mehrere jüngere Mitarbeiter verloren – nicht an andere Banken, sondern eher an den öffentlichen Dienst, etwa an die Polizei oder die Bafin. "Da locken die flexiblen Arbeitszeiten", sagt Lembicz. Bei Neueinstellungen sei das neue Arbeitszeitmodell zwar nicht der Hauptgrund für die Bewerber, zu seinem Institut zu kommen. "Aber es war das Sahnehäubchen", betont der Bankvorstand. (bm)