Der Kölner Vermögensverwalter Flossbach von Storch (FvS) muss erstmals in seiner Firmengeschichte deutliche Mittelabflüsse hinnehmen – und das gleich drei Quartale in Folge. Das geht aus Zahlen des Datenanbieters Morningstar hervor, die FONDS professionell ONLINE ausgewertet hat.

Demnach zogen Anleger im ersten Quartal dieses Jahres netto gut 230 Millionen Euro aus FvS-Publikumsfonds ab. Im dritten Quartal 2022 hatte sich das Minus auf rund 149 Millionen Euro belaufen, im Schlussquartal des vergangenen Jahres dann auf knapp 63 Millionen Euro.


In der Bilderstrecke oben veranschaulicht FONDS professionell ONLINE ausgewählte Daten zum Mittelaufkommen und Volumen der FvS-Publikumsfonds in vier Grafiken – einfach durchklicken!


Den Morningstar-Daten zufolge gab es zuvor erst ein Quartal, in dem Kunden von Flossbach von Storch mehr Fondsanteile verkauften als kauften: das zweite Quartal 2007. Damals hatte der Vermögensverwalter erst einen einzigen Aktienfonds lanciert, aus dem seinerzeit gerade mal rund 80.000 Euro abflossen. Seither trug jedes einzelne Quartal ein positives Vorzeichen – bis zuletzt.

Auf lange Sicht relativieren sich die jüngsten Abflüsse freilich: In den vergangenen zehn Jahren warb der Kölner Vermögensverwalter mit seinen Publikumsfonds im Durchschnitt stolze 987 Millionen Euro pro Quartal ein, zeigen die Morningstar-Daten.

Hohe Abflüsse aus der Flaggschiffstrategie
Besonders hoch fielen die Abflüsse zuletzt bei den beiden Multiple-Opportunities-Fonds aus, der Flaggschiffstrategie des Firmengründers Bert Flossbach. Aus dem "Original", dem FvS SICAV Multiple Opportunities, zogen Anleger von Anfang Januar bis Ende März dieses Jahres rund 124 Millionen Euro ab. Das bedeutet die ersten Nettomittelabflüsse auf Quartalsbasis seit Auflage des Fonds im Herbst 2007. Aus der "Kopie", dem auch international vertriebenen FvS Multiple Opportunities II, flossen im ersten Quartal sogar rund 384 Millionen Euro ab. Die Zuflüsse in andere Sondervermögen, etwa in den flexiblen Rentenfonds FvS Bond Opportunities und den Aktienfonds FvS Dividend, halfen, das Minus auf Quartalsbasis zu begrenzen.

"Das Publikumsfondsgeschäft ist derzeit herausfordernd", teilte FvS-Vorstand Dirk von Velsen auf Anfrage von FONDS professionell ONLINE mit. "Viele Anleger bevorzugen angesichts der gestiegenen Zinsen verzinsliche Produkte von Banken wie etwa Festgeld. Auch der Zertifikatemarkt erlebt einen Boom. Das bekommen auch wir zu spüren."

Freier Vertrieb hält Flossbach die Treue
Allein mit der Performance lassen sich die Abflüsse aus der Multiple-Opportunities-Strategie nicht erklären: Bert Flossbachs Fonds schloss das turbulente Börsenjahr 2022 zwar mit einem Verlust von 12,5 Prozent ab, liegt damit aber im Durchschnitt seiner Morningstar-Vergleichsgruppe flexibler Mischfonds. Seit Anfang 2023 gehört Flossbach wieder zum besten Drittel seiner Kategorie, so wie regelmäßig in den vergangenen Jahren.

Der Grund dürfte vielmehr im Bankenvertrieb zu suchen sein, wie sich auch von Velsens Stellungnahme zwischen den Zeilen entnehmen lässt. Der freie Vertrieb hält Flossbach jedenfalls die Treue: Der jüngsten Maklerpoolumfrage von FONDS professionell zufolge lag der FvS Multiple Opportunities im zweiten Halbjahr 2022 auf Platz vier der absatzstärksten Produkte in Deutschland. Auch in Österreich ist er weiterhin in den Top Ten zu finden.

Laufzeitfonds wird nicht aufgelegt
Während sich im bislang enorm erfolgreichen Absatz der Flaggschiffstrategie erste Bremsspuren zeigen, muss der Vertrieb des Kölner Vermögensverwalters einen weiteren zumindest kleinen Rückschlag hinnehmen: Der im Februar angekündigte FvS – Laufzeitfonds 2027, der bis Ende April zur Zeichnung offenstand, wird nicht lanciert. "Das Mindestvolumen, das unseres Erachtens nötig gewesen wäre, um den Fonds im Sinne unserer Anleger restriktionsfrei und kostengünstig zu bewirtschaften, wurde nicht erreicht", so ein Sprecher des Asset Managers.

Mit dem neuen Produkt wäre Flossbach von Storch auf einen Trend aufgesprungen. In den vergangenen Monaten kündigten zahlreiche Investmentgesellschaften derartige Fonds an, die auf ein bestimmtes Laufzeitende hin gemanagt werden, darunter Berenberg, Erste Asset Management, Franklin Templeton, Kepler, Muzinich, Oddo BHF AM und Union Investment.

Die Nachfrage nach Anleiheinvestments sei derzeit zwar sehr groß, so der Sprecher. "Von unseren Vertriebspartnern haben wir jedoch gespiegelt bekommen, dass sie und ihre Kunden einen flexiblen Bondsfonds wie den FvS Bond Opportunities gegenüber einem Laufzeitprodukt präferieren würden." Das lässt sich auch an den Zuflüssen ablesen: Der Bond-Opportunities-Fonds konnte allein im ersten Quartal dieses Jahres netto mehr als 360 Millionen Euro einwerben. (bm)