In den USA ist das Tabu gebrochen: Die Fondsgesellschaft Fidelity hatte im Sommer 2018 zwei Indexfonds zum Nulltarif auf den Markt gebracht. Angesichts des anhaltenden Preiskampfes in der Branche erschien es manchen Beobachtern nur eine Frage der Zeit, bis auch in Europa kostenlose Produkte auf den Markt kommen.

Doch solche Gratis-Portfolios werden wohl nur Exoten bleiben. Zu diesem Ergebnis kommt eine Analyse des auf die Asset-Management-Industrie spezialisierten Researchhauses Cerulli Associates. "Kostenlose Fonds werden in Europa die Ausnahme und nicht die Regel sein", sagt André Schnurrenberger, Europa-Geschäftsführer von Cerulli.

Wirtschaftlich untragbar
Denn gänzlich gebührenfreie Portfolios ließen sich praktisch nicht wirtschaftlich betreiben, führt der Experte weiter aus. Immerhin fallen Kosten für die Anbieter an, die es zu stemmen gilt. Diese ließen sich zwar durch Nebengeschäfte wie die Wertpapierleihe teilweise decken. Die Rechnung geht Schnurrenberger zufolge aber meist nur auf, wenn keine Lizenzgebühren für den abzubildenden Index anfallen. Die Fondsgesellschaft muss also ein eigenes Börsenbarometer entwerfen und berechnen. Dies ist bislang selten der Fall, nimmt aber langsam zu.

Für die Finanzierung der Umsonst-Fonds bleibt andernfalls nur eine Quersubventionierung durch andere Produkte. Solche Praktiken würden die Aufseher aber nicht gerne sehen, meint der Cerulli-Experte. Zumindest müsste dann der zahlenden Kundschaft offengelegt werden, dass sie mit den Gebühren für "ihren" Fonds auch die kostenlosen Portfolios mitfinanziert – was auf wenig Begeisterung stoßen dürfte.

Neue Preismodelle
Produkte ohne Verwaltungsgebühr gab es in Europa bislang vor einigen Jahren zwar schon einmal – aber nur als befristete Marketingaktion für einen börsengehandelten Indexfonds (ETF) auf den Dax. Auch "Gratis-Pionier" Fidelity überträgt die Strategie bislang nicht nach Europa. Das hier aktive Unternehmen Fidelity International öffnete bislang lediglich institutionellen Investoren vorbehaltene Indexfonds für Privatanleger und führte für seine aktive Palette die sogenannte Fulcrum-Fee ein. Neben einem festen Basis-Satz zahlen Anleger hierbei eine variable Gebühr. Deren Höhe richtet sich danach, inwieweit der Portfoliomanager seinen Vergleichsindex übertrifft.

Dieses Modell werde Nachahmer finden, meint Schnurrenberger. "Statt kostenloser Fonds wird es zu anderen Neuerungen kommen. Ein Beispiel wäre eine Kombination aus Null-Prozent jährlicher Verwaltungsgebühr und einer erfolgsabhängigen Vergütung." Dies wäre ein machbares und nachhaltiges Preismodell, so der Analyst.

Harte Konkurrenz
Denn grundsätzlich hält der Druck auf die Fondsgebühren an, gibt der Cerulli-Experte zu bedenken. Die starke Konkurrenz in dem Geschäft, das Streben nach größerem Volumen, um Skaleneffekte einzufahren und nicht zuletzt die Attacke durch günstige passive Produkte lässt der Industrie kaum eine Wahl, als sich neue Preismodelle einfallen zu lassen. (ert)