Der in München ansässige Finanzdienstleister FWU hat am 19. Juli einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht München ordnete am selben Tag die vorläufige Insolvenzverwaltung an (Az. 1500 IN 10461/24), wie das Unternehmen mitteilt. Vorläufiger Insolvenzverwalter ist Rechtsanwalt Ivo-Meinert Willrodt von der Pluta Rechtsanwaltsgesellschaft. Der Grund für den Schritt ist die Überschuldung der FWU, die über Töchter im In- und Ausland vornehmlich fondsgebundene Lebensversicherungen, aber auch Anlageberatung, Fonds, Factoring und Zahlungsdienstabwicklung anbietet.

Der Mitteilung zufolge hat die luxemburgische Tochter FWU Life Lux (FLL) zum 3. Juli 2024 das Neugeschäft eingestellt. Die österreichische FWU Life Austria (FLA) werde das Neugeschäft vorerst bis September aussetzen. Beide Unternehmen führen das operative Geschäft für ihre Kunden aber fort. Auch in Deutschland wurde das Neugeschäft für Versicherungsprodukte eingestellt, allerdings geht aus der entsprechenden Information auf der deutschen Internetseite nicht hervor, wann das geschah. Die FWU teilt aber mit, dass ihre Versicherungskunden von der Insolvenz nicht unmittelbar betroffen seien: Diese hätten Verträge mit den Tochtergesellschaften abgeschlossen. 

Sanierungsplan in Arbeit
Die Gesellschaft betont in der Mitteilung, dass sie "gemeinsam mit Rechts- und Beratungsunternehmen an einem umfassenden Sanierungskonzept arbeitete, welches insbesondere liquiditätswirksame Maßnahmen zur Erhaltung der Zahlungsfähigkeit der FWU AG und die Fortführung des Unternehmens beinhaltete". Allerdings ließen sich nicht alle erforderlichen Sanierungsmaßnahmen rechtzeitig und im erforderlichen Umfang umsetzen, sodass der Insolvenzantrag geboten gewesen sei.

"Die aktuelle Situation ist eine große Herausforderung. Angesichts der geänderten wirtschaftlichen Rahmenbedingungen unserer wesentlichen Beteiligungen und den daraus entstandenen Folgen für die FWU AG, war ein Insolvenzantrag nicht abzuwenden", lässt sich Vorstandssprecher und Gründer Manfred Dirrheimer zitieren. "Es geht jetzt darum, das vorläufige Insolvenzverfahren zu nutzen, um im Interesse der Kunden und Mitarbeiter der FWU AG, FWU Life Lux, FWU Invest und FWU Life Austria den Geschäftsbetrieb zu stabilisieren und alle Optionen zu prüfen."

Gründung 1983
Die FWU wurde 1983 von Manfred Dirrheimer als Finanzberatungsgesellschaft gegründet. Im Laufe der Zeit erweiterte er das Produktspektrum. Im Zuge des Wachstums übernahm die FWU 1999 auch die Luxemburger Atlanticlux Lebensversicherung, die eine Zeit lang mit einer nicht unumstrittenen Kombination aus Nettoprodukt und einem separat abzuschließenden Vermittlungsvertrag arbeitete. Weitere Käufe waren 2016 die Skandia Lebensversicherung Österreich und die liechtensteinische Fortuna Lebens-Versicherung. In Europa bedient die Gruppe rund 285.000 Kunden mit insgesamt 1,9 Milliarden Euro an verwaltetem Vermögen und einer Beitragssumme in Höhe von insgesamt neun Milliarden Euro. (jb)