Die Schweizer Asset Manager Credit Suisse (CS) und GAM haben sogenannte "Supply Chain Finance"-Fonds geschlossen. Bei der Credit Suisse geht es um ein Gesamtvolumen von rund sieben Milliarden Dollar, bei GAM 842 Millionen Dollar, wie die Gesellschaften mitteilen. Die Fonds wurden exklusiv an institutionelle Investoren vertrieben. Während die CS ihre Vehikel nur zeitweilig vom Handel aussetzt, will GAM seinen Fonds gleich gänzlich abwickeln.

Supply-Chain-Finance-Fonds investieren in Zahlungsforderungen von Unternehmen. Über das sogenannte Factoring wird eine einfachere Abwicklung bei der Bezahlung von Lieferanten ermöglicht. CS zufolge bestehen bei einigen Vermögenswerten innerhalb des Portfolios "erhebliche Unsicherheiten in Bezug auf ihre genaue Bewertung".

Konzern in Schieflage
GAM wiederum verweist lediglich auf die "jüngsten Marktentwicklungen" und die "daraus resultierende Medienberichterstattung". Es bestünden "keine Unsicherheiten hinsichtlich der Bewertung der Vermögenswerte im Fonds", heißt es in der GAM-Mitteilung. Die Vermögenswerte seien durch Drittversicherer abgesichert. Die Investitionen der Kunden würden in geordneter Art und Weise zurückerstattet.

Die Handelsaussetzung des CS-Vehikels hat möglicherweise weitreichende Folgen. Das britisch-australische Finanzkonglomerat Greensill Capital, das sich auf eine Finanzierung über diese Fonds stützt, ist offenbar in Schieflage. Die Gesellschaft erwäge, einen Insolvenzantrag zu stellen, berichten die Nachrichtenagentur "Bloomberg" sowie die Wirtschaftszeitung "Wall Street Journal" übereinstimmend. Der "Financial Times" zufolge bat der Konzern am Dienstag (2. März) in Australien um die Eröffnung eines Schutzschirmverfahrens.

Illiquide Papiere
Weiterhin soll der japanische Softbank-Konzern hohe Abschreibungen auf Greensill vorgenommen haben. Dem "Wall Street Journal" zufolge geht es bei den Bewertungszweifeln vor allem um Vermögenswerte, die dem Unternehmen GFG Alliance zuzurechnen sind. Dabei handelt es sich um das Imperium des indischen Stahlmagnaten Sanjeev Gupta.

Dieser steht im Zusammenhang mit einer anderen Affäre: Ein ehemaliger GAM-Starfondsmanager hatte in zum Teil illiquide Wertpapiere der Gupta-Gruppe investiert und dabei offenbar interne Vorschriften verletzt. Der Manager musste gehen, die milliardenschweren Fonds wurden liquidiert. GAM kündigte in der Mitteilung nun an, die seit 2016 bestehenden Geschäftsbeziehungen zu Greensill zu beenden.

Einlagen eingesammelt
In Deutschland ist Greensill über seine Bremer Banktochter aktiv, die bis zur Übernahme 2014 als "Nordfinanz Bank" firmierte. Diese sammelte unter anderem bei zinshungrigen deutschen Sparern Geld ein, etwa über Vergleichsplattformen wie Weltsparen oder Zinspilot. Weltsparen habe "mehrere hundert Millionen Euro" für die Greensill Bank in Deutschland eingeworben, berichtet "Bloomberg". Das Angebot habe die Bank aber vorerst gestoppt. Zinspilot hingegen wolle die Entwicklung zunächst beobachten.

Die umfassenden Geschäftsbeziehungen zwischen Greensill und dem Gupta-Imperium sollen Berichten zufolge auch die deutsche Finanzaufsicht Bafin auf den Plan gerufen haben. Die Behörde soll Medienberichten zufolge inzwischen einen Sondergesandten nach Bremen geschickt haben. (ert)