Das vergangene Jahr war für Franklin Templeton kein einfaches. Anleger aus Deutschland zogen gut 380 Millionen Euro aus dem einstigen Bestseller Templeton Global Bond Fund ab, geht aus Zahlen des Branchenverbands BVI hervor. Der zweite Fonds von Starmanager Michael Hasenstab, der Templeton Global Total Return, verlor fast 120 Millionen Euro. Die Abflüsse aus der europäischen und der US-Variante des Templeton Growth Fund summierten sich 2018 auf gut 430 Millionen Euro. Auch personell gab es eine wichtige Veränderung: Der langjährige Wholesale-Vertriebschef Peter Stowasser verließ das Unternehmen. Bis ein Nachfolger gefunden ist, übernimmt Deutschlandchef Reinhard Berben seine Aufgaben. Er stellt sich den Fragen von FONDS professionell ONLINE.


Herr Berben, Anleger aus Deutschland haben im vergangenen Jahr unter dem Strich 1,4 Milliarden Euro aus Franklin-Templeton-Fonds abgezogen, insbesondere aus den beiden Hasenstab-Portfolios und den Templeton-Growth-Strategien. Wie erklären Sie sich die hohen Abflüsse?

Reinhard Berben: Michael Hasenstab ist bekanntlich ein Langfristinvestor. Auf Sicht von zehn Jahren erwirtschaftete er mit dem Templeton Global Bond Fund in der Hauptanteilsklasse 6,8 Prozent per annum. Der Vergleichsindex JPM Global Government Bond kommt nur auf knapp 3,9 Prozent, die jährliche Outperformance liegt also bei fast drei Prozentpunkten. Die stark akzentuierte Positionierung der beiden Flaggschiffe bringt naturgemäß eine erhöhte Volatilität mit sich. Dies verleitet eine Reihe von Anlegern dazu, bei stärkeren Schwankungen ihre Investments glattzustellen. Angesichts der blendenden Langfristergebnisse wird aber klar, dass sich Ausdauer auszahlt. Hinzu kommt, dass Anleger im letzten Jahr in größerem Stil Rentenfonds verkauft haben. Dieser Negativtrend war sicherlich ein weiterer Grund, weshalb auch wir als großes Anleihehaus hohe Abflüsse verbuchen mussten. Wir sind aber zuversichtlich, dass wir in diesem Jahr wieder ordentliche Zuflüsse in den Hasenstab-Flaggschiffen sehen werden. Die Wertentwicklung und Absatzzahlen seit Jahresanfang stimmen uns positiv. Und Anleger, die Hasenstabs Strategie verstanden haben, wissen den Diversifikationseffekt seiner Strategie zu schätzen.

Und wie sieht es mit dem Templeton Growth Fund aus?

Berben: Wie wir alle wissen, scheuen viele deutsche Privatanleger reine Aktienfonds wie der Teufel das Weihwasser. Zudem war 2018 ein sehr schwaches Aktienjahr. Speziell im Februar, Oktober und Dezember verzeichneten viele der wichtigsten Aktienmärkte hohe Verluste. Aktienanlieger quittierten dies mit Fondsrückgaben. Ungeachtet dessen haben wir nach wie vor eine sehr treue und breite Basis an Templeton-Growth-Fans, die wissen, dass langfristig fundamentale Bewertungen das A und O einer erfolgreichen Aktienanlage sind und den Fonds als das sehen, was er ist: ein gut erklärbares und langfristig erfolgreiches Kerninvestment für globale Aktienmärkte.

Was tun Sie, um die Abflüsse zu stoppen?

Berben: Unsere Aufgabe ist es, langfristig Mehrwert für den Kunden zu schaffen, auch wenn dies vorübergehend Rendite kostet. Der Templeton Growth Fund meidet traditionell hoch bewertete Unternehmen. An der FAANG-Rally der vergangenen Jahre hat der Fonds daher nicht teilgenommen. Doch diese Rally wird nicht ewig dauern, wie schon der Einbruch Ende 2018 gezeigt hat. Aktuell arbeiten Sandy Nairn, der Vorsitzende der Templeton-Aktiengruppe, Chief Investment Officer Norman Boersma und unser Aktienfondschef Stephen Dover daran, die Analystenteams neu aufzustellen und den Selektionsprozess zu verbessern. Außerdem loten die Kollegen weitere Diversifikationsmöglichkeiten aus, insbesondere im Bereich der Midcaps. Wichtig ist: Trotz aller Änderungen – wir bleiben unserer Value-Anlagestrategie treu.

Welche Fonds kamen zuletzt gut bei den Anlegern an?

Berben: Wir sehen seitens der Berater großes Interesse an Themenfonds und insbesondere an Produkten, die Technologie und Digitalisierung abdecken. Ein Beispiel ist der Franklin Technology Fund, der, wie der Name schon sagt, voll und ganz den Technologiesektor abdeckt und einen großen Schwerpunkt auf Unternehmen legt, die am stärksten von der Digitalisierung profitieren sollten. Ein weiterer Fonds mit sehr ordentlichen Zuflüssen 2018 ist der Franklin U.S. Opportunities Fund. Er investiert ebenso in Wachstumstitel mit Schwerpunkt auf den digitalen Wandel, bietet darüber hinaus aber noch die Chance, von anderen Wachstumsbereichen, zum Beispiel dem Gesundheitswesen, zu profitieren. Ein dritter Fonds, der letztes Jahr viele Fans gewonnen hat und zu einem guten Teil auch in Tech-Unternehmen investiert, ist der Franklin Global Convertible Securities Fund. Dieser Wandelanleihefonds ist aufgrund seiner Flexibilität für ein breites Anlegerspektrum attraktiv. In Phasen, in denen der Aktienmarkt insgesamt sinkt, bietet die festverzinsliche Komponente wandelbarer Wertpapiere in der Regel ein gewisses Maß an Schutz vor Wertverfall. Wenn hingegen der Kurs der Stammaktie eines Unternehmens steigt, sollte die Wandelanleihe aufgrund des eingebetteten Wandlungsrechts am Wertzuwachs partizipieren.

Wie sieht es mit Franklin K2 Alternative Strategies Fund aus, der ebenfalls seit geraumer Zeit im Vertriebsfokus steht?

Berben: Auch mit diesem Produkt konnten wir gute Zuflüsse verbuchen. Dieser Fonds verfolgt einen Multi-Strategie- und Multi-Manager-Ansatz. Zum Einsatz kommen die aus der Hedge-Fonds-Welt bekannten Strategien Long-/Short-Equity, Event Driven, Global Macro und Relative Value. Einer der zentralen Aspekte des Fonds besteht darin, dass er in Phasen fallender Aktienkurse dabei hilft, die Risiken zu steuern. Das zeigte sich zum Beispiel an den zehn schlechtesten Handelstagen des MSCI World seit Auflage des Fonds im September 2014. An diesen Tagen verbuchte der Franklin K2 Alternative Strategies nur etwas mehr als ein Viertel des Rückgangs, den der globale Aktienmarkt verzeichnete.

Welche Fonds sind in diesem Jahr gefragt?

Berben: Sehr optimistisch stimmt uns das positive Feedback zum Franklin Target Income 2024 Fund, der noch bis 5. April gezeichnet werden kann. Der Fonds richtet sich an Anleger, die Investmentlösungen suchen, die ihnen in Zeiten stürmischer Marktphasen Stabilität und Vorhersagbarkeit bieten. Der Fonds ist eine Premiere für uns, denn er ist der erste Laufzeitfonds, den wir unseren Kunden in Deutschland anbieten. Der Rentenfonds strebt regelmäßige Erträge von drei Prozent pro Jahr über fünf Jahre Laufzeit und die hundertprozentige Rückzahlung des angelegten Kapitals bei Laufzeitende an. Er investiert weltweit in Euro-Anleihen, wobei der Anteil der Schwellenländer maximal 20 Prozent beträgt. Nach der Auflage am 5. April wird der Fonds für weitere Zeichnungen geschlossen. Die Strategie ist auf die Haltedauer von fünf Jahren ausgelegt, weshalb die Anleger bereit sein sollten, bis zur Fälligkeit der Anleihen im Jahr 2024 investiert zu bleiben. Wer sein Geld früher abziehen muss, kann das natürlich tun – der Fonds ist täglich handelbar. Wegen der hohen Nachfrage seitens der Berater überlegen wir, dieses Jahr weitere sogenannte "Buy and Hold"-Fonds mit konkreten Ausschüttungszielen aufzulegen.

Sehen Sie aktuell weitere Trends im Vertrieb?

Berben: Seit Anfang 2019 sehen wir ein starkes Comeback der Schwellenländeraktien und -anleihen. Wir werden alles tun, um unsere Expertise in diesen Bereichen zu verdeutlichen. Mit über 35 Milliarden US-Dollar an verwaltetem Vermögen und rund 20 Büros in den Schwellenländern gehören wir zu den wichtigsten Anbietern für Investments in diesen Märkten. Die guten Wirtschaftsaussichten sprechen für uns und unsere Anleger. Der Handel mit den Industrieländern ist robust, der intraregionale Handel nimmt zu und die Konsumausgaben steigen. In einem solchen Umfeld bieten vor allem Anlagen in Nebenwerten aus Schwellenländern attraktive Chancen. Mit dem Templeton Asian Smaller Companies erhalten Anleger einen Fonds, der sich auf kleinere, häufig jüngere Unternehmen mit überdurchschnittlichem Wachstumspotenzial fokussiert. Wer gezielt auf die Schwellenländer setzen will, muss sich aber keineswegs auf reine Aktieninvestments beschränken. Mit dem Templeton Emerging Markets Balanced Fund investiert der Anleger neben Aktien auch in Anleihen aus den Schwellenländern.

Welche Ziele haben Sie sich mit Blick auf den Vertrieb in Deutschland für dieses Jahr gesetzt?

Berben: Im Vertrieb ist Kontinuität ein sehr geschätztes Attribut. Wir haben bundesweit eines der erfahrensten Teams am Start. Meine Mannschaft hier in Frankfurt und ich sind zuversichtlich, dass wir 2019 mit einer schwarzen Zahl abschließen werden. Wir haben ein tolles Team im Feld und möchten die Servicezufriedenheit unserer Berater weiter steigern. Daher wird es in diesem Jahr noch mehr Webinare und Roundtables geben, in denen Fondswissen und Produktideen vermittelt werden. Zudem fokussieren wir uns seit einiger Zeit auf verantwortungsvolles Investieren.

ESG-Investments sind ein großes Thema für institutionelle Anleger. Kommt es mittlerweile auch bei Privatkunden an?

Berben: Ja, vor allem jüngere Anleger möchten ihr Geld nachhaltig anlegen. Nach unserer Meinung sollten ESG-Kriterien neben den traditionellen Finanzkennzahlen berücksichtigt werden, um eine umfassendere Einschätzung einer Anlage zu erhalten, insbesondere auf lange Sicht. ESG-Analysen dienen nicht nur dazu, Risiken zu identifizieren und zu messen. Es geht dabei auch darum, Renditechancen erkennbar zu machen. Wir haben in allen Investmentbereichen ESG-Experten, die unsere Fondsmanager beraten. Außerdem haben wir Fonds wie den Templeton Global Climate Change Fund im Angebot, die dezidiert auf Nachhaltigkeit ausgerichtet sind, in diesem Fall auf die Bekämpfung des Klimawandels durch Investments in ressourcenschonende Unternehmen. Unsere Kunden dürfen in diesem Jahr auf weitere Produkte mit Fokus auf Nachhaltigkeit gespannt sein.

Vielen Dank für das Gespräch. (bm)


In FONDS professionell 1/2019 analysiert die Redaktion, wie sich das Deutschlandgeschäft der größten Fondsanbieter langfristig entwickelt hat. Die Ausgabe wird den Abonnenten Ende der Woche zugestellt.