Der Fachkräftemangel hat sich innerhalb kurzer Zeit zu einer der drängendsten Herausforderungen für die deutschen Genossenschaftsbanken entwickelt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Umfrage unter Bankvorständen, die der Nachrichtenagentur "Bloomberg“ exklusiv vorliegt. An der Befragung durch den Genossenschaftsverband – Verband der Regionen haben sich 75 Prozent der 302 im Verband organisierten Volks- und Raiffeisenbanken beteiligt.

Immerhin 48 Prozent der Bankvorstände erklären, der Fachkräftemangel habe inzwischen einen sehr hohen Einfluss auf die Geschäftspolitik ihrer Häuser. Bei einer Erhebung Anfang 2021 hatten nur 14 Prozent der Studienteilnehmer diese Aussage getroffen. "Wir sehen oft, dass Ersatz für kurz- und mittelfristige Abgänge in Schlüsselfunktionen am Markt kaum zu finden ist oder gegebenenfalls nur zu viel höheren Kosten", sagt Ingmar Rega, Vorstandschef des Verbands. 

34.000 offene Stellen
Regas Aussagen decken sich mit Einschätzungen von Führungskräften in anderen Säulen des deutschen Bankensystems. So sprach etwa Tino Benker-Schwuchow, bei der BNP Paribas in Deutschland verantwortlich für Personal, in einem "Bloomberg“-Interview unlängst vom "War for Hands". Branchenweit sind viele Jobs unbesetzt. Die Zahl der von Banken und Fintechs in Deutschland öffentlich ausgeschriebenen Stellen hatte sich allein im zweiten Quartal 2023 auf rund 34.000 belaufen, so eine Erhebung des Berliner Personalmarktspezialisten Index Gruppe. 

Vor diesem Hintergrund haben viele Banken zuletzt versucht, für potenzielle Mitarbeiter attraktive Gesamtpakete zu schnüren, auch jenseits der Vergütung. Dazu zählen Möglichkeiten zur Arbeit von zuhause aus. Vor allem bei der Einstellung von Nachwuchsbankern sei die Frage nach dem Homeoffice immer wieder ein großes Thema, erklärte NordLB-Vorständin Ingrid Spletter-Weiß am Dienstag (19.9.) bei der "Bloomberg“-Konferenz "Future of Finance" in Frankfurt. Ähnlich sieht es auch Rega. "Die Arbeitgeberattraktivität ist ein hochaktuelles und zugleich strategisches Personalthema geworden“, sagt er. (am/Bloomberg)