Die US-amerikanische Fondsgesellschaft Invesco übernimmt Source, den in London ansässigen Anbieter von börsengehandelten Indexfonds (ETF). Damit wechseln rund 25 Milliarden US-Dollar an Vermögen den Verwalter. Ein Preis für den ETF-Spezialisten nennt Invesco in einer Pressemitteilung nicht. Die geplante Transaktion steht unter dem Vorbehalt der behördlichen Zustimmung und soll im dritten Quartal dieses Jahres abgeschlossen sein.

Source stand laut Branchengerüchten schon länger zum Verkauf. Die bisherigen Eigentümer, die US-Private-Equity-Firma Warburg Pincus sowie die fünf Geldinstitute Bank of America Merrill Lynch, Goldman Sachs, JPMorgan, Morgan Stanley und Nomura waren dem Vernehmen nach mit der geschäftlichen Entwicklung des ETF-Anbieters nicht zufrieden. Das vor rund sieben Jahren ausgegebene Ziel, in die Top-Liga aufzusteigen, ist bislang nicht erreicht. Nur zum Vergleich: Marktführer iShares verwaltete per Ende März rund 1,4 Billionen US-Dollar.

Ausbau des ETF-Bereichs
Invesco begründet den Kauf mit dem Ausbau des Angebotes bei faktorbasierten Strategien und ETFs, die vor allem für institutionelle Kunden gedacht sind. Darüber hinaus erhofft sich der Anbieter, stärker auf dem europäischen Markt Fuß fassen zu können: Invesco hat derzeit rund 100 Produkte unter der Marke Powershares im Programm. Diese basieren vor allem auf alternativen Indizes, auch Smart Beta genannt. In Europa verwaltet der Asset Manager in dem Bereich Ende 2016 laut Morningstar rund 1,6 Milliarden Euro.

"Wir sind sehr erfreut über diese Gelegenheit, auf unsere 40-jährige Faktor-Investing-Expertise und unser bestehendes ETF-Business Invesco Powershares aufzubauen. Sie wird unsere Fähigkeit verstärken, durchdachte Lösungen für institutionelle und Retail-Kunden in Europa und auf der ganzen Welt anzubieten", sagt Marty Flanagan, Präsident und Vorstandschef von Invesco.

Aktive Manager drängen auf passiven Markt
Damit reiht sich der in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia ansässige Vermögensverwalter in die Gruppe von Asset Managern wie Fidelity oder Janus ein, die ihr Glück auch mit passiven Indexfolgern suchen und diesen Bereich ausbauen wollen. Das Motiv liegt auf der Hand: Der Boom börsengehandelter Indexfonds ist ungebrochen.

Allein 2016 flossen weltweit mehr als 390 Milliarden US-Dollar in passive Produkte – das waren noch einmal höhere Mittelzuflüsse als 2015. Anleger bunkern inzwischen mehr als 3,5 Billionen Dollar in den einfachen und günstigen Papieren. Bei aktiven Fonds sieht das Bild düsterer aus (Lesen Sie dazu auch den Beitrag "Konter der Aktiven" in Ausgabe 1/2017 von FONDS professionell).

Dabei setzen die Newcomer aber nicht auf Produkte, die Standard-Indizes abbilden. Hier sind ihnen iShares, Vanguard und auch die Deutsche Bank längt enteilt. Sie konzentrieren sich stattdessen auf eine bestimmte Nische: Smart Beta. Genau hier ist auch Source aktiv.

Der Zukauf ergibt aus ökonomischer insofern Sicht Sinn, weil das Geschäft mit den passiven Produkten margenarm ist und von Skaleneffekten lebt. Soll heißen: Größere Bestände lohnen sich für einen Asset Manager, kleinere nicht. Zudem hat Invesco mit Powershares schon Expertise in dem Bereich.

Ob sich dieser Kauf für Invesco auch wirklich auszahlt, wird erst die Zukunft zeigen. Experten meinen, dass die aktuellen Bewertungen für ETF-Häuser generell reichlich hoch seien. Wer also einen Anbeiter übernimmt, dürfte einen üppgien Aufschlag zahlen. Und der Käufer kann sich nicht sicher sein, ob sich der hohe Preis wirklich einspielen lässt. (jb)