Die Investorengruppe bestehend aus "NewGAMe" und dem Schweizer Vermögensverwalter Bruellan fordert eine außerordentliche Hauptversammlung der Aktionäre, um einen neuen Verwaltungsrat zu wählen. Das neu besetzte Gremium soll das Unternehmen dann sanieren. Damit torpediert die Gruppe, die etwa 9,2 Prozent der GAM-Aktien besitzt, die Übernahmeofferte der britischen Fondsboutique Liontrust. Das Angebot der Briten sei "unzureichend", so die Gruppe in einer Mitteilung.

Liontrust bietet den Anteilseignern des strauchelnden Schweizer Asset Managers eigene Aktien für eine Übernahme und hat dafür die Zustimmung einiger Großaktionäre und der GAM-Gremien gewonnen. Auch einige leitende Portfoliomanager von GAM unterstützten in einem offenen Brief ein Zusammengehen mit den Briten. Aus dem Deal würde ein Asset Manager mit 53 Milliarden Pfund an verwaltetem Vermögen hervorgehen, und GAM könnte einen Schlussstrich unter eine jahrelange Krisenepisode ziehen.

"Offerte deutlich zu niedrig"
Während GAM angibt, dass bisher etwa 20 Prozent der Aktionäre das Angebot von Liontrust unterstützen, ist die Zustimmung durch den Widerstand der Minderheitsaktionäre unsicherer geworden. Es ist nicht sicher, wie groß die Aktionärsbasis ist, die die opponierende Gruppe unterstützt. Hinter "NewGAMe" steht der französische Internet- und Telekom-Milliardär Xavier Niel. Das Liontrust-Angebot bewerte GAM "deutlich zu niedrig" und sei "an viele Bedingungen gebunden". Die Investorengruppe meint, dass viele Anteilseigner dies ähnlich sehen dürften.

Die Rebellen beantragen daher, dass eine außerordentliche Generalversammlung am oder um den 16. August abgehalten wird. Die Gruppe schlägt als neuen GAM-Verwaltungsratspräsidenten Antoine Spillmann vor. Er ist Executive Partner des Vermögensverwalters Bruellan und ehemaliger Vizepräsident des Schweizerischen Vermögensverwalterverbandes. Charlotte Aubin, Carlos Esteve, Anthony Maarek und Fabien Pictet zählen zu den weiteren vorgeschlagenen Kandidaten für das Gremium. Die Gruppe peilt an, die Marke von zehn Prozent der GAM-Aktien zu überschreiten.

Teilbereich mit "Null" bewertet
Die aufbegehrenden Aktionäre stoßen sich zudem daran, dass GAM im Zuge der Liontrust-Übernahme seine Plattform für Fonds von Drittanbietern losschlagen muss. Das Angebot der Briten bewerte diesen Geschäftsteil "mit Null". Im Mai hatte GAM bekannt gegeben, dass es exklusive Gespräche zur Übertragung seines Servicegeschäfts an die Carne Group führe. Das Schweizer Fondshaus teilte nun zudem mit, dass der Angebotsprospekt von Liontrust am oder um den 13. Juni herum veröffentlicht werde. (ert/Bloomberg)