Noch lässt er sich nicht blicken, der bayerisch blaue Himmel. Scheu versteckt er sich hinter einer Wolkenschicht an diesem Freitagmorgen im Sommer. Uwe Rathausky vertraut dem Münchner Wetter aber ganz offensichtlich. Schwungvoll stoppt er sein Fahrrad vor dem Portal von Schloss Nymphenburg. Den Park der ehemaligen Sommerresidenz der bayerischen Kurfürsten hat er sich für einen Spaziergang ausgesucht. "Wir haben Glück, das wird noch ein sonniger Tag", sagt Rathausky. Dann steigt er vom Rad, schließt es ab. "Starten wir?"

"Ich finde es sehr schön hier", sagt Rathausky. Er lässt den Blick über die Gartenanlage schweifen. Mit "sehr schön" meint er allerdings nicht nur den Park. "Meine Frau und ich haben uns ganz bewusst dafür entschieden, nach München umzuziehen, denn das ist für uns die schönste Stadt Deutschlands", erzählt er. Umgezogen ist die Familie 2014. Seitdem managt der Vorstand und Mitgründer der Fondsboutique Gané den Acatis Gané Value Event Fonds von der bayerischen Hauptstadt aus. Aufgelegt hat Rathausky ihn im Jahr 2008 zusammen mit seinem Freund J. Henrik Muhle, der wie er Vorstand von Gané ist. Ein Jahr zuvor hatten die beiden ihr Unternehmen in Aschaffenburg gegründet. 

Mitten in der Finanzkrise
Als der Acatis Gané Value Event an den Start ging, belief sich sein Volumen gerade einmal auf eine Million Euro. Heute ist der Fonds fast 3,5 Milliarden Euro schwer. Rund zehn Prozent Rendite pro Jahr hat er den Anlegern seit der Auflage beschert, bei einer geringen Volatilität. Dabei stieß das neue Vehikel bei Investoren zunächst auf erhebliche Skepsis. Kaum erstaunlich, schließlich präsentierte das frischgebackene Fondsmanager-Duo seinen Mischfonds mitten in der Finanzkrise. 

An der Hauptfontäne angekommen, verrät der Fondsmanager, warum er zwangsläufig einen Beruf ergreifen musste, in dem er täglich mit Geld zu tun hat. "Bei jemanden, der wie ich in der Wall Street aufgewachsen ist, kann das gar nicht anders sein", zwinkert er schelmisch. Tatsächlich steht sein Elternhaus in einer Wallstraße. Nur befindet sich diese nicht in Manhattan, sondern in einem kleinen Ort vor den Toren Stuttgarts. 1976 geboren, wächst Rathausky hier behütet auf. "Ich fand schon früh den Weltspartag extrem spannend", erinnert er sich. "Zu sehen, wie aus kleinen Zahlen große werden, war für mich schon als Kind die totale Faszination", sagt Rathausky.

Nach den Prinzipien des Value Investing
Die Sonne hat den Kampf mit den Wolken gewonnen, es wird langsam heiß. Deshalb geht es nun zum Kronprinzengarten, wo alte Bäume viel Schatten spenden. Das ist gut so, denn wenn Uwe Rathausky über Value Investing spricht, braucht der Zuhörer einen kühlen Kopf. "Für Henrik und mich bedeutet Value, dass wir in wunderbare Geschäftsmodelle und gutes Management investieren, und das zu einem attraktiven Preis", erklärt er. 

Der "typische Buffett-Dreiklang", wie Rathausky es nennt, ist aber nur ein Teil der Gané-Philosophie. Hinzu kommt die Komponente Event. Darunter verstehen Rathausky und Muhle bestimmte Ereignisse, die eintreten müssen, damit aus einer Anlagemöglichkeit ein Investment wird. Drei Events kommen dafür in Frage: neue Faktoren, die Umsatz und Marge eines Unternehmens treiben, Veränderungen in der Kapital- oder aber in der Aktionärsstruktur. Bei Ereignissen dieser Art schauen die Fondsmanager sich die Titel des betreffenden Unternehmens noch genauer an als zuvor. Das gilt für Anleihen ebenso wie für Aktien. 

Zwei Seiten derselben Medaille
"Auf der Aktienseite investieren wir in Gewinnerunternehmen, auf der Anleihenseite in die Stabilität des Zahlungsstroms", erklärt Rathausky. Ohnehin sind die beiden Wertpapiergattungen für die Gané-Manager zwei Seiten derselben Medaille. Die Bewertung von Firmen sei deutlich schwieriger geworden. Aufgrund der zunehmenden Digitalisierung vollziehen sich Veränderungen viel schneller, die Halbwertszeit von Unternehmen sinkt. "Das betrifft jede Branche, überall gibt es Gewinner und Verlierer", sagt Rathausky. Muhle und er versuchen, die Gewinner eng zu selektieren. "Wenn wir ein Unternehmen nicht genau verstehen, investieren wir nicht. Punkt!"

Als er und J. Henrik Muhle 2007 ihr Unternehmen gründen, sind sie erst knapp über 30. Rathausky hat Wirtschaftswissenschaften an der Universität Hohenheim studiert und dort auch promoviert. In den Jahren 2003 bis 2007 arbeitet er bei der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG in Stuttgart. Muhle hat in seiner Heimatstadt Hannover ebenfalls ein Studium der Wirtschaftswissenschaften absolviert, danach war er fünf Jahre lang Co-Portfoliomanager bei Acatis.

Ganz auf den Fonds konzentrieren
"So kam es auch, dass Henrik bei Hendrik Leber angefragt hat, ob wir unseren Fonds nicht mit ihm zusammen auflegen könnten", erzählt Rathausky. Leber sagt mitten in der Finanzkrise zu, Acatis wird zum Fondsberater, Gané zum Sub-Berater, Universal-Investment fungiert als Kapitalverwaltungsgesellschaft (KVG). Seit 2018 ist Acatis die KVG und Gané der Fondsberater. Die Gané-Manager selbst möchten keine eigene KVG gründen. "Im Gegenteil, wir sind große Fans von Outsourcing, denn dadurch können wir uns ganz auf den Fonds und unsere Investoren fokussieren", sagt Rathausky. 

Auf dem Weg zurück zum Nymphenburger Schloss, muss eine Frage noch sein: die nach den eigenen Schwächen. "Ich mache wirklich nicht gern Fehler", gesteht Rathausky ein. Bei Gané bekommen Investmentfehler ein "würdiges Andenken", wie die Fondsmanager es nennen. "Wir erinnern uns immer wieder daran und versuchen bei neuen Investmententscheidungen zu erkennen, ob wir nicht einem Fehler aufsitzen könnten, den wir schon mal begangen haben", sagt Rathausky. Trotzdem ärgert er sich über eigene Fehler – und auch wenn er ­etwas nicht erreicht, was er erreichen wollte. Dann kann der Fondsmanager richtig schlechte Laune bekommen. "Aber zum Glück verfliegt sie auch schnell wieder", sagt Rathausky. Dann steigt er aufs Fahrrad und radelt er seiner Wege – durch seine Lieblingsstadt München mit ihrem blauen Sommerhimmel. (am)


Das vollständige Portrait von Uwe Rathausky finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 3/2019 von FONDS professionell ab Seite 128. Angemeldete KLUB-Mitglieder können den Beitrag auch im hier im E-Magazin lesen.