Die deutschen Banken haben 2017 ihre Provisionserlöse trotz anhaltender Minizinsen deutlich steigern können. Das Plus von 7,1 Prozent gegenüber 2016 bedeutet den höchsten Anstieg in den vergangenen Jahren. Einzelne Institute haben ihre Provisionerträge sogar um mehr als 30 Prozent steigern können. Das haben die Datenspezialisten von Barkow Consulting ermittelt (siehe auch Grafik). 

Dazu dürften die Welle an Gebührenerhöhungen für Konten und Kreditkarten und diverse Extra-Entgelte auf einst kostenlose Angebote wie die Geldautomatennutzung, die viele Banken in den vergangen Monaten beschlossen hatten, einen erklecklichen Teil beigetragen haben – wenngleich das Beratungsunternehmen betont, dass eine Aufteilung der Ergebnisse in Wertpapier-und Zahlungsverkehrsgeschäft nicht möglich sei. 

Mittelbrandenburgische Sparkasse mit Provisionsplus von über 30 Prozent
Andere Quellen weisen aber darauf hin, dass sich gerade die angehobenen Kontogebühren positiv auf das Geschäftsergebnis der Banken auswirken. So berichtet der Branchendienst "Finanz-Szene.de", dass die Mittelbrandenburgische Sparkasse (MBS) ihr Provisionsergebnis wegen neuer Kontogebührem um stolze 31 Prozent steigern konnte. Seit Herbst 2016 zahlen ihre Onlinekunden 2,50 Euro im Monat, nachdem die Kontoführung zuvor kostenlos war. Der Preis für die Premium-Konto stieg von 6,50 auf 8,50 Euro, Geschäftskunden zahlen 12,50 statt 4,50 Euro, zudem verteuerte sich die Gebühr für die Kreditkarte auf 35 Euro jährlich.

Auch andere Geldinstitute haben die Preise für den Zahlungsverkehr angehoben, was sich positiv auf die Provisionen ausgewirkt hat. Barkow Consulting selbst schreibt, dass dieser Trend 2018  und darüber hinaus vermutlich weitergehen werde. Viele Gebührenerhöhungen seien erst im Laufe des vergangenen Jahres vollzogen worden, sodass sich der volle Effekt erst in den 2018er-Zahlen zeigen wird.

*Schätzung basierend auf einem Sample von 43 Prozent der 2016 eingenommenen Provisionen der deutschen Retailbanken. Quelle: Barkow Consulting

Der Grund für die Gebührenerhöhungen sind die seit Jahren erodierenden Zinsmargen. Banken verdienten in der Vergangenheit gutes Geld aus der Differenz zwischen ausgebenen Krediten und den Zinsen, die sie für Einlagen zahlen. Diese sind im Zuge der Nullzinspolitik der Notenbanken aber massiv nach unten gegangen, sodass die Banken sich andere Einnahmequellen suchen müssen. Dazu zählen Provisionserlöse aus dem Wertpapiergeschäft – und eben auch die Gebühren.

Diese sind nach Meinung von Experten der einfachste Weg, um die Einnahmen aufzupäppeln. "Der große Hebel für die Banken ist die Einführung von Gebühren", sagt Peter Barkow, Gründer der Beratungsgesellschaft Barkow Consulting. "Bei den rund 80 Millionen privaten Girokonten in Deutschland würde schon eine Gebühr von einem Euro im Monat im Jahr fast eine Milliarde Euro an Mehrertrag einbringen", rechnet Barkow vor. Hinzu komme, dass die Institutstreue der meisten Bankkunden nach wie vor hoch sei. "Daher können sich die Banken relativ sicher sein, dass die Kunden nach einer Gebührenerhöhung nicht unbedingt wechseln", argumentiert der Fachmann (Lesen Sie auch den Artikel "Neue Ertragsfelder" in der Ausgabe 4/20107 von FONDS professionell; anmeldepflichtig).

Postbank ging voran
Zu den Vorreitern in Sachen Gebührenoptimierung zählt hier die Postbank. Nach einigen Sparkassen sowie Volks-und Raiffeisenbanken schaffte sie im Herbst 2016 als erstes deutschlandweites Institut das praktisch kostenlose Girokonto ab. Zwar hat die Deutsche-Bank-Tochter "Finanz-Szene.de" zufolge zwischen Mitte 2016 und Mitte 2017 unterm Strich rund 250.000 Kunden verloren. Doch habe sich die Lage mittlerweile wieder stabilisiert, und das Geldhaus konnte für 20017 einen Provisionsüberschuss von zwölf Prozent vermelden. 

Paradebeispiel GLS Bank
Andere Geldinstitute wie die GLS Bank können dank oder trotz Gebühren auf ein äußerst erfolgreiches Jahr 2017 zurückblicken. Das sozial-ökologisch ausgerichtete Geldhaus steigerte seine Kundenzahl, obwohl es seit Januar 2017 einen als "Extra-Gebühr" getarnten Strafzins in Höhe von 60 Euro im Jahr verlangt. Diese Summe wird zusätzlich zu jenen 3,80 Euro fällig, die ohnehin pro Monat als Kontogebühr fällig werden – macht summa summarum rund 106 Euro im Jahr.

Damit nicht genug: Ab einer Einlagesumme von einer Million Euro pro Kunde kommen noch Negativzinsen von 0,4 Prozent hinzu. Nur 18.000 Kunden gefiel das nicht: Sie haben aus diesen Gründen der Bochumer Bank den Rücken gekehrt, gleichzeitig seien aber 20.000 neue dazu gekommen, sodass das Geldinstitut unter dem Strich an der Gebührenerhöhung verdiente. (jb)