Die Fusionspläne von Deutscher Bank und Commerzbank haben die beiden Gewerkschaften Verdi und den Deutsche Bankangestellten-Verband (DBV) auf den Plan gerufen. Beide wehren sich vehement gegen den möglichen Zusammenschluss der beiden führnden deutschen Geschäftsbanken, da sie den Verlust von tausenden Arbeitsplätzen befürchten. Das berichten verschiedene Medien, darunter "Reuters". Mit der Befürchtung stehen sie nicht alleine da: "Das wäre ein Blutbad", wird ein Mitarbeiter der europäischen Bankenaufsichtsbehörde EBA zitiert.

"Wir lehnen die Fusion ab", sagte Verdi-Mann Jan Duscheck, der für die Gewerkschaft im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt, der Nachrichtenagentur. Der Arbeitnehmervertreter sieht den Zusammenschluss aus einer ganzen Reihe von Gründen als problematisch an. Vor allem befürchtete er, dass "mindestens 10.000 weitere Arbeitsplätze" akut gefährdet seien – plus der darüber hinaus perspektivisch wegfallenden Arbeitsplätze. Er sei sicher, dass die Fusion die an das neue Institut gestellten Wachstumserwartungen nicht erfüllen werde.

Verdi: "Deutsche Commerzbank" attraktiv für feindliche Übernahmen
Die kleinere Bankengewerkschaft DBV geht ebenfalls auf die Barrikaden. "Sollte die Fusion kommen mit dem erwartbaren großen Stellenabbau, würden wir sicher mit unseren Mitteln dagegen vorgehen", zitiert Reuters einen DBV-Sprecher. "Die Erfahrung mit früheren Bankenfusionen wie der von Commerzbank und Dresdner Bank hat gezeigt, dass sie keineswegs automatisch in eine goldene Zukunft führen."

Verdi warnt ferner davor, dass der Zusammenschluss keine wirklich marktbedeutende Bank entstehen lasse. Schlimmer noch: Nach Meinung von Duschek werde das fusionierte Geldinstitut so nur "deutlich attraktiver für eine ‘feindliche’ Übernahme, zum Beispiel aus Frankreich". Zudem würden sich viele Bereiche überschneiden, etwa im Privat- und Firmenkundengeschäft. Das Hauptproblem der Deutschen Bank, das schwächelnde Investmentbanking, werde per Schulterschluss ebenfalls nicht wirklich gelöst, weil die Commerzbank dort nicht aktiv sei.

Ohne Verdi geht’s nicht
Der "Süddeutschen Zeitung" (SZ) zufolge ist eine Fusion ohne Zustimmung der Dienstleistungsgewerkschaft kaum vorstellbar. Verdi habe seit der Übernahme der Postbank im Jahr 2009 sehr großen Einfluss in der Deutschen Bank. Verdi-Chef Frank Bsirske, der im Aufsichtsrat der Deutschen Bank sitzt, und sein Team haben laut der SZ seitdem immer wieder Projekte des Vorstands torpedieren können, die stark zulasten der Beschäftigten gegangen wären. Daher wundert es nicht, dass einige Aufsichtsräte der beiden Banken, die von den Gewerkschaften gestellt werden, bereits signalisiert haben, dass sie nicht einmal die "Prüfung einer " Fusion" mittragen könnten und gegebenenfalls die weitere Integration der Postbank blockieren würden.

Gespräche haben begonnen
Am Wochenende bestätigten Deutsche Bank und Commerzbank die seit Wochen kursierenden Gerüchte, dass bereits informelle und ergebnisoffene Konsultationen zu einer möglichen Fusion stattgefunden haben. Bundesfinanzminister Olaf Scholz setzte noch eins drauf und erklärte am Montag, dass es "Beratungen" über eine Fusion gibt.

Ob am Ende der Gespräche zwischen Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing und Commerzbank-Vorstand Martin Zielke auch offizielle Verhandlungen stehen, ist allerdings noch völlig offen. (jb/fp)