Die US-Investmentbank Goldman Sachs will das Geschäft mit Börsengängen und Firmenübernahmen zukünftig teilweise an Computer übergeben. Chief Information Officer George Lee hat begonnen, die Schritte eines Börsengangs (IPO) auf regelbasierte Wiederholungen zu prüfen, mit denen Computer arbeiten können, berichtet die "Neue Zürcher Zeitung" (NZZ). Lee hat gute Voraussetzungen, bei seinen Bemühungen erfolgreich zu sein: Bevor er einen Job an der Wall Street übernahm, war er im Silicon Valley tätig.

Das Projekt zum automatisierten IPO läuft bereits seit zwei Jahren. Zwischenstand: Von 127 Schritten, die bei jedem Börsengang zu durchlaufen sind, eignet sich rund die Hälfte dafür, von einem Computer bearbeitet zu werden.

Goldman Sachs setzt für einen Teil dieser Aufgaben eine Software mit dem Namen Deal Link ein. Auch der Kundenkontakt rund um einen Deal – besiepislweise zur Ermittlung der Preisspanne vor dem eigentlichen Börsengang – wird bei der Investmentbank zunehmend automatisiert. Informationen über Kurse, Volumen oder Timing eines IPO gibt es per App direkt auf das Smartphone.

Scannen statt durchlesen
Auch andere Wall-Street-Banken experimentieren mit neuen technologischen Möglichkeiten. So hat etwa JP Morgan die Automatisierung im Investment-Banking vorangetrieben, schreibt die NZZ. Sogenanntes Machine Learning steckt etwa in der Software Coin, die seit Juni vergangenen Jahres Kreditvereinbarungen durchsucht.

Diese Aufgabe hatte bei JP Morgan zuvor pro Jahr 360.000 Arbeitsstunden bei externen Anwaltskanzleien und Mitarbeitern der konzerneigenen Kreditabteilung in Anspruch genommen. In Zukunft soll Coin auch in anderen Bereichen zum Einsatz kommen, etwa im Geschäft mit Credit Default Swaps. (fp)