Die Stimmung in den Volks- und Raiffeisenbanken ist am Boden. Auf diesen Punkt lässt sich eine Studie der Gewerkschaft Verdi bringen, die auf einer Umfrage unter gut 3.300 Mitarbeitern der Genossenschaftsbanken basiert.

Arbeitsbelastung und Vertriebsdruck steigen, das Gehalt lässt zu wünschen übrig, oft fehlt auch die Anerkennung durch die Vorgesetzten. Gepaart mit Filialschließungen und Stellenabbau leidet darunter die Motivation und die Zufriedenheit mit der eigenen Arbeit, so die wesentlichen Resultate (lesen Sie hierzu auch den Kommentar von FONDS professionell-Chefredakteur Bernd Mikosch: "Frust an der Front: Es ist was faul in Deutschlands Banken").


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"Die genossenschaftlichen Werte sind in Gefahr", sagte Verdi-Fachfrau Franziska Bruder bei einem Pressegespräch in Frankfurt. "Früher galten die Genossenschaftsbanken als eine Art Refugium in der Bankenwelt, doch das hat sich über die vergangenen Jahre geändert." Die Ergebnisse der Studie zur Arbeitssituation in den Volks- und Raiffeisenbanken seien typisch für die gesamte Bankenbranche, ergänzte Jan Duscheck, Bundesfachgruppenleiter Bankgewerbe bei Verdi. Umfragen bei anderen Instituten kämen zu ähnlichen Ergebnissen.

Verdi hat die Studie natürlich nicht uneigennützig erstellt: Sie soll die Positionen der Gewerkschaft im anstehenden Tarifreformprozess untermauern. Bei den Tarifverhandlungen, die am 15. Februar in Berlin beginnen, wird die Gewerkschaft unter anderem sechs Prozent mehr Lohn fordern (FONDS professionell ONLINE berichtete).

Wie repräsentativ ist die Studie?
Bleibt die Frage, wie repräsentativ die Studie ist. Klar ist, dass sich an solchen Umfragen eher die ohnehin Unzufriedenen beteiligen. Zudem sind 91 Prozent der Teilnehmer Verdi-Mitglieder. "Da könnte man vermuten, dass diese besonders kritisch sind", sagte Martin Ehrlich, Arbeitssoziologe von der Universität Jena, der die Studie gemeinsam mit einem Kollegen verfasst hat. Ehrlich betont jedoch, dass sich die Nicht-Verdi-Mitglieder sehr ähnlich geäußert hätten wie die gewerkschaftlich organisierten Teilnehmer. 20 Prozent der Befragten gehören außerdem der höchsten Tarifgruppe an oder werden außertariflich bezahlt. Auch diese zeigten sich häufig unzufrieden mit ihrer Arbeitssituation.

Zudem spricht die Zahl der Befragten für eine gewisse Repräsentativität. In einer ersten Welle wurden online mehr als 1.800 Mitarbeiter befragt, in einer zweiten Welle weitere 1.500 Beschäftigte mit einem reduzierten Fragebogen vor Ort, in Summe also mehr als 3.300 Genossenschaftsbanker. Insgesamt beschäftigen die Volks- und Raiffeisenbanken dem Branchenverband BVR zufolge gut 140.000 Mitarbeiter. (bm)


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