Die Hamburger Sparkasse (Haspa) erwartet für 2023 eine Gewinnverdopplung und will sich mit einer offeneren Unternehmenskultur als Arbeitgeber profilieren. Dies erklärte Haspa-Vorstandschef Harald Vogelsang im Interview mit der "Börsen-Zeitung". 2022, nach dem Ende der Null- und Niedrigzinsphase, belief sich das Nachsteuerergebnis der größten deutschen Sparkasse auf 45 Millionen Euro. Der Jahresabschluss für 2023 liege zwar noch nicht vor, möglicherweise seien noch Kreditausfälle zu berücksichtigen. "Aus heutiger Sicht können wir aber sagen, dass wir das Ergebnis verglichen mit dem Vorjahr mindestens verdoppeln können", so Vogelsang.

Das 2019 eingeführte Effizienzprogramm "Haspa Spring" sei größtenteils abgeschlossen. "Es hat unter anderem die Kostenposition deutlich verbessert", sagte Vogelsang. Die genauen Zahlen lägen für 2023 allerdings noch nicht vor. 

Filial-Abbau fast beendet
Auch der Abbau von Filialen sei fast beendet. Die Haspa hatte geplant, eine Anzahl von 100 Filialen zu erreichen, aktuell sind es Vogelsang zufolge 105. "Durch die Zusammenlegung von drei Standorten zur neuen Hauptsitzfiliale werden wir fast zu einer Punktlandung kommen", sagte er der "Börsen-Zeitung". Sein Institut unterhalte das mit Abstand größte Filialnetz in Hamburg und habe keine Filiale, die sich nicht rechnet. "Die Filialen betreuen im Durchschnitt rund 15.000 Kunden, unsere Wettbewerber liegen weit darunter", erklärte der Vorstandssprecher.

Das Programm für den Stellenabbau verfolge die Haspa nicht mehr weiter. "Wir hatten uns eine Reduzierung um 900 auf etwa 4.200 Stellen vorgenommen, aber bewusst bei gut 600 gestoppt", so Vogelsang. Der Grund dafür seien die absehbare natürliche Fluktuation in den kommenden Jahren und die geringer werdenden Möglichkeiten, die der Arbeitsmarkt bietet.

Kultureller Wandel
Mit dem "Spring"-Programm sei ein kultureller Wandel im Unternehmen einhergegangen, der sehr große Fortschritte mache. "Wir haben eine gesamte Hierarchieebene abgeschafft und unsere Beschäftigten ermutigt und befähigt, mehr Verantwortung zu übernehmen", berichtet Vogelsang. Zudem habe die Sparkasse Schritt für Schritt das "Du" eingeführt. "Wir sind als Arbeitgeber viel attraktiver geworden", freut sich der Haspa-Chef.

Sein Unternehmen stelle den gesamten Recruiting-Bereich neu auf und gehe auch wieder stärker an Schulen und Universitäten, um Mitarbeiter zu gewinnen. "Die Zahl der Auszubildenden in einem Jahrgang haben wir von 90 auf 150 erhöht und werden sie noch weiter aufstocken", so Vogelsang. "Und wir schaffen günstigen Wohnraum: 2024 eröffnen wir einen Wohnstandort für Azubis mitten im attraktiven Stadtteil Altona."

KI soll keine Finanzberater ersetzen
Künstliche Intelligenz (KI) sieht Vogelsang als Chance. Sie ermögliche es, in wichtigen Verwaltungsbereichen Experten zu ersetzen. Für die Finanzberatung gelte dies aber nicht, hier sollen weiterhin Menschen tätig sein. "KI wird aber die Arbeit von Finanzberatern erleichtern", ist Vogelsang überzeugt. (am)