Die Hamburger Volksbank überlegt, Verwahrentgelte einzuführen. "Wir sind in konkreten Überlegungen zum Thema Negativzinsen", zitiert das Hamburger Abendblatt Rita Herbers, Vorständin bei der Genossenschaftsbank. "Jeder Sparer sollte sich fragen, wie er bei dem anhaltend niedrigen Zinsniveau auf ertragreichere Anlageformen umsteigen kann, anstatt sein Vermögen ruhen zu lassen, damit es sich ohne Verzinsung durch die Inflation vermindert." Das ist der Zeitung zufolge eine klare Aufforderung an Kunden, ihre Einlagen anderweitig anzulegen. Herbers verweise konkret auf Fonds- und Wertpapierlösungen. 

Ob die Bank jetzt schon in Einzelfällen Negativzinsen erhebt, ist nicht klar. "Wir haben keine Standardkonditionen für Negativzinsen", sagt eine Banksprecherin gegenüber der Zeitung. Bestehende Tages- und Festgeldkonten würden mit null Prozent verzinst, Neuabschlüsse für diese Produkte seien nicht mehr möglich. Die Spareinlagen der Bank lagen im ersten Halbjahr bei knapp 300 Millionen Euro und sind gegenüber dem Vorjahreszeitraum nicht weiter gestiegen. 

Viele Banken verlangen bereits Negativzinsen
Sollte die Volksbank aus der Hansestadt den Schritt hin zu Negativzinsen machen, wäre sie nicht alleine. Das Vergleichsportal Verivox zählt mehr 150 Geldhäuser, die diese erheben, um die Gebühren von 0,5 Prozent, die Europäische Zentralbank für Einlagen von Banken erhebt, an Kunden weiterzugeben. Darunter sind auch Institute in der Nachbarschaft der Hamburger Volksbank, so die Zeitung. Die Sparda-Bank Hamburg etwa hatte bereits angekündigt, künftig für Beträge ab 50.000 Euro auf Giro- und Tagesgeldkonten Negativzinsen zu erheben. Bei der Hamburger Sparkasse (Haspa) wiederum werden Strafzinsen ab einem Betrag von 500.000 Euro auf Festgeld- und Girokonten fällig. 

Die Welle der Negativzinsen erfasst auch Direktbanken: Die niederländische ING wird ab Februar 2021 von Kunden mit Spareinlagen von mehr als 100.000 Euro ein "Verwahrentgelt" von 0,5 Prozent verlangen. Die neuen Kosten betreffen nur Kunden, die ihr Giro-, Basis- oder Tagesgeldkonto ab dem 04. November eröffnet haben. Bei Bestandskonten ändere sich nichts, betont ein ING-Sprecher aus Frankfurt. Aktuell gebe es auch keine Pläne, den Freibetrag auf unter 100.000 Euro zu senken. (jb)