Bei manchem Bankhochhaus in Frankfurt fährt regelmäßig die Polizei für Durchsuchungen vor. Davon blieb Union Investment bislang verschont. Doch im Herbst rückte die Staatsanwaltschaft auch bei dem zentralen Fondsanbieter der deutschen Genossenschaftsbanken an: Das Ziel: Der Schreibtisch eines Fondsmanagers, der über einige Monate hinweg auf privaten Depots außerhalb der Systeme des Unternehmens verbotene Insidergeschäfte abgewickelt haben soll.

Dieser Skandal trifft die Genossen ins Herz, wie Union-Investment-Chef Hans Joachim Reinke nun im Interview mit dem "Handelsblatt" einräumt. "Menschlich hat mich der Vorfall tief erschüttert", sagt Reinke. "So etwas passt nicht zu unserer Firmenkultur. In unserem Geschäft geht es letztlich um Vertrauen." Gleichwohl sei niemand vor krimineller Energie gefeit. Die Ermittler nahmen den Fondsmanager zeitweilig in Gewahrsam. "Der Beschuldigte ist unseres Wissens vor Kurzem aus der Untersuchungshaft entlassen worden", berichtet Reinke.

"Keine Nachfragen"
Das Haus hatte den Mitarbeiter freigestellt. Dieser hatte offensichtlich bei mehreren Banken über private Depots in großem Stil mit Aktien gehandelt. Die Geschäfte waren so auffällig, dass die Institute die Transaktionen bei der Finanzaufsicht Bafin anzeigten. Es geht dabei offenbar um fragwürdige Gewinne in Höhe von neun Millionen Euro. Nach bisherigem Erkenntnisstand sind weder Kunden noch Fonds von Union Investment geschädigt worden.

Die Gesellschaft habe alle nötigen Informationen an die Aufsicht geliefert, ergänzt Reinke. "Die Bafin war damit zufrieden, es gab keine Nachfragen", so der Union-Investment-Chef. Er betont zudem: "Wir haben uns nichts vorzuwerfen." Dennoch habe sein Haus das gesamte Kontrollwerk von der internen Revision prüfen lassen. Zudem würden die Abläufe noch einmal von einem Wirtschaftsprüfer gegengecheckt.

Klagen gegen Wirecard
Weiterhin belastete das Engagement bei Wirecard die ansonsten erfolgsverwöhnten Genossen. Die Manager hätten die Bestände zwar früh abgebaut, dennoch ist der Schaden für die Fonds hoch. Reinke beziffert ihn im Interview auf 243 Millionen Euro. "Wir werden gegen das Unternehmen und seine Verantwortlichen klagen. Weitere Klageoptionen prüfen wir derzeit", kündigt Reinke an. Die Erfolgsaussichten seien aber unklar. (ert)