Die Landesbank Hessen-Thüringen, kurz Helaba, hat in der vergangenen Woche ChatGPT für alle Mitarbeiter der Bank freigeschaltet, wie "Bloomberg" berichtet. Um die Beschäftigten an die neuen Möglichkeiten im Arbeitsalltag heranzuführen, bietet das Unternehmen eine Art "Führerschein" für das Tool, das auf Basis generativer künstlicher Intelligenz (KI) arbeitet. "KI wird einen massiven Einfluss haben, auch auf die Bankenbranche. Das wird nicht mehr weggehen", sagte Benjamin Bürkner, Head of Strategy and Digital der Helaba, in einem Interview mit "Bloomberg News". "KI wird mittelfristig in alle Teile der Bank einziehen."

Auch andere Banken experimentieren mit ChatGPT und künstlicher Intelligenz. Hinter dem großen Interesse vieler Banken an der neuen Technologie steht etwa die Hoffnung auf Produktivitätssteigerungen. "Es geht unter anderem darum, unliebsame und zeitraubende Tätigkeiten durch AI erledigen zu lassen. Das Recherchieren von Informationen oder Aufbereiten von Daten beispielsweise", so Bürkner. "Es gibt das Potenzial, dass Mitarbeitende jede Woche von ein paar Stunden Arbeit entlastet werden." 

Kein Ersatz für Mitarbeiter
KI sei kein Ersatz für Arbeitskräfte, betonte Bürkner weiter, sondern werde vielmehr die Beschäftigten bei der Arbeit unterstützen. "Wir werden jetzt zeitnah schauen, in welchen Bereichen der Bank wir ChatGPT genau einsetzen können. Erste konkrete Anwendungen wird es wohl noch in diesem Jahr geben", sagte Bürkner. Klar sei, dass die Helaba KI nie ungeprüft verwenden werde. "Nicht die Maschine entscheidet, sondern es ist immer der Mensch, der die letzte Entscheidung trifft."

Seinen Worten zufolge variieren die ChatGPT-Kenntnisse der Helaba-Mitarbeiter allerdings stark. Vor diesem Hintergrund habe die Bank eine Art "Führerschein" entwickelt. Dabei handele es sich um einen Onlinekurs, dessen Absolvierung allen Mitarbeitern empfohlen werde. "Der Kurs dauert circa 30 bis 45 Minuten und erklärt, was KI ist. Wo Potenziale und Risiken liegen. Und was die Regulatorik dazu sagt. Am Ende gibt es ein Quiz", so Bürkner.

Helaba-Chef trommelt für KI
Helaba-Vorstandschef Thomas Groß wirbt parallel in einem Video im Intranet dafür, dass sich die Mitarbeiter offen für die neue Technologie zeigen. Das verdeutlicht die Bedeutung des Themas KI auf Vorstandsebene. Bürkner zufolge sieht die Bank in ersten Reaktionen ein großes Interesse und Neugier der Mitarbeiter – und wenig Skepsis. Auch in anderen Teilen des Helaba-Konzerns solle der Zugang zu ChatGPT bald freigeschaltet werden. (Bloomberg/jb)