Gut, dass der Treffpunkt das Traditionscafé Laumer im Frankfurter Westend sein soll, denn an einen Spaziergang ist nicht zu denken. In der Mainmetropole gießt es in Strömen an diesem Aprilmorgen. Da ist er schon. "Guten Morgen, Markus Herrmann, freut mich", sagt er gut gelaunt. "Es war wohl die richtige Entscheidung, heute nicht in Hochstadt spazieren zu gehen", schmunzelt er. Seinen Wohnort, rund zehn Kilometer östlich von Frankfurt gelegen, hätte er zwar gern vorgestellt. "Aber bei diesem 'Oldenburger Wetter' hätte sich das nicht gelohnt", sagt er.

Oldenburg? Dort hat sein Arbeitgeber, die Fondsboutique Loys, ihre Wurzeln. Markus Herrmann ist im Januar 2020 zu Loys gekommen, hat dort gleich seinen Fonds Loys Premium Dividende gestartet, der auf europäische Nebenwerte setzt. Trotz Corona-Krise wirbt er bereits in den ersten sechs Wochen nach der Auflage 60 Millionen Euro ein, obwohl für das Gesamtjahr nur 50 Millionen Euro projektiert waren. Heute bringt der Fonds gut 110 Millionen Euro auf die Waage.

Etwas mit Geld sollte es sein
"Sollen wir starten?", fragt der Portfoliomanager. "Im Grüneburgpark kann man schön spazieren gehen und der Regen hört auf", sagt er. Los geht's. Die Heimat des "Wahl-Frankfurters" liegt in Emmendingen bei Freiburg. Dort kommt Markus Herrmann 1987 zur Welt. Zusammen mit seinem jüngeren Bruder wächst er auf, spielt gern Fußball und sehr erfolgreich Tischtennis. Der spätere Berufsweg ist schon in der Grundschule grob vorgezeichnet: Etwas mit Geld soll es sein. 

Kurz vor dem Abitur im Jahr 2007 beginnt der Gymnasiast zu investieren. Er ist 17 Jahre alt, sein Vater muss für ihn die Aktien kaufen. Aber die Anlageentscheidungen des Schülers treffen recht oft ins Schwarze. Der Grund dafür ist einfach: Die Börsen kennen zu dieser Zeit nur eine Richtung – nach oben.

Beruflich investieren
Als am 15. September 2008 die US-Investmentbank Lehman Brothers zusammenbricht, will Markus Herrmann der Börse nicht abschwören, im Gegenteil. "Erstens wollte ich mir das Geld, das ich mit meinen Investments verloren hatte, zurückholen", berichtet er. Viel schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass ihn das Thema Geldanlage nicht mehr loslässt. Schnell steht fest, dass er beruflich investieren möchte. 

"Mir wurde damals klar, dass ich als Fondsmanager ein riesiges Allgemeinwissen brauchen würde, denn einfach alles beeinflusst die Aktienkurse", sagt er. Genau das fasziniert ihn bis heute: Wissen aufbauen in vielen Bereichen, statt sich nur auf einem Gebiet auszukennen. Als er sein duales BWL-Studium im Herbst 2011 abschließt, soll der Berufswunsch in die Tat umgesetzt werden. Die Frage ist nur – wo? Die Frankfurter Fondsboutique Lupus Alpha bietet dem unerfahrenen, aber brennenden Investmentfan eine Einstiegschance. Und die wird zur Initialzündung.

Neues Fondskonzept entwickelt
Als er ein Jahr in der Firma ist, hat plötzlich ein größerer Kunde Interesse an einem Fonds, der europäische Nebenwerte mit stabilen Dividendenausschüttungen kombinieren soll. Ein solches Konzept gibt es 2012 noch nicht. In der Fondsboutique hat niemand Zeit, die Investmentstrategie zu entwickeln. Daher wird Herrmann mit der Sache betraut. Für das neue Fondskonzept wählt er Aktien kleiner und mittlerer Firmen mit Sitz in Europa aus, die bereits über viele Jahre hinweg Dividenden ausschütten. 

Im November 2012 legt die Investmentboutique den Lupus Alpha Dividend Champions auf. Auch wenn sich der Fonds anfangs schwertut, steht sein Arbeitgeber hinter dem frischgebackenen Fondsmanager – und es lohnt sich. Bis 2020 hat der Fonds sein Volumen von zehn auf 400 Millionen Euro gesteigert, über fünf Jahre hinweg zählt er gar zum besten Prozent aller Fonds seiner Vergleichsgruppe.

Auf zu Loys
Anfang Januar 2020 wechselt Herrmann zu Loys. Hier startet er sofort den Loys Premium Dividende, der das gleiche Konzept verfolgt wie der Lupus Alpha Dividend Champions. Auch für diesen Fonds wählt Herrmann aus einem Anlageuniversum von rund 2.000 europäischen Nebenwerten etwa 200 Unternehmen aus. "Die Firmen müssen eine solide Bilanz mit geringem Verschuldungsgrad und stabile Umsätze aufweisen", erklärt er. Zudem müssen sie zehn Jahre in Folge stets Dividenden ausgezahlt und in der vergangenen Dekade keine Kürzungen von mehr als 15 Prozent vorgenommen haben. 

Sind die Kriterien erfüllt, ermittelt Herrmann den freien Cashflow für die nächsten fünf Jahre. Erst wenn er einen deutlichen Preisabschlag zum inneren Wert erkennt, wird eine Firma wirklich interessant. 30 Titel finden sich im Portfolio des Loys Premium Dividende

Kein Selbstbetrug
"Wenn die Nummer 30 im Portfolio 20 Prozent weniger Performancepotenzial aufweist als das aussichtsreichste noch nicht investierte Unternehmen, wird ausgetauscht", erläutert Herrmann. "Als Aktienfondsmanager verliebt man sich ja immer wieder mal in ein Unternehmen und findet allerlei Gründe, den Titel zu halten, auch wenn es nicht mehr so gut läuft", schmunzelt er. "Aber damit betrügt man sich selbst. Mir ist es wichtig, meine Investments ganz emotionslos zu betrachten." (am)


Das vollständige Porträt von Markus Herrmann finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 2/2024 von FONDS professionell ab Seite 132. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.