Der US-Investmentriese Vanguard will zum Platzhirsch auf dem europäischen ETF-Markt werden. Die Fondsgesellschaft bereitet sich darauf vor, vom Trend zu passiven Produkten in Europa kräftig zu profitieren, berichtet Bloomberg.

Vanguard geht davon aus, dass der Anteil passiver Investments am europäischen Markt in den kommenden zehn bis 15 Jahren von 15 auf mehr als 30 Prozent anwachsen wird, insbesondere wegen steigender Kosten durch Regulierung, die vor allem aktive Asset Manager treffen. In den USA ist Vanguard, 1975 gegründet,  bereits einer der größten Indexfondsanbieter. 

Laut eigenen Angaben verwaltet das Unternehmen im Auftrag von mehr als 20 Millionen Anlegern weltweit ein Vermögen von vier Billionen US-Dollar, davon 120 Milliarden US-Dollar in Europa. Erst unlängst ergab eine Morningstar-Analyse, dass die Nettomittelzuflüsse von Vanguard 2016 das gesamte Neu-Aufkommen in traditionellen Fonds überstiegen haben.

Harte Bandagen
Im Kampf um Marktanteile zieht das Vanguard-Management die Samthandschuhe aus. So forderte die Investmentgesellschaft kürzlich, klassische Fonds mit einem "Warnhinweis" bezüglich der Gebühren zu versehen. Hohe Gebühren seien einer der Hauptgründe dafür, dass die meisten aktiv verwalteten Fonds in den vergangenen Jahren schlechter abschnitten als ihre zugehörige Benchmark. Vanguard setzt deutlich stärker als Konkurrenten auf eine Niedrigpreisstrategie, um Neukunden zu gewinnen, und wirbt damit, dass seine Produkte günstiger seien als der Branchenschnitt.

In den vergangenen Monaten hat sich Vanguard nach eigenen Angaben darauf konzentriert, sein Geschäft in Europa auszubauen und europäischen Anlegern mehr Produkte anzubieten. Im laufenden Jahr will der Fondsanbieter seine Expansionsstrategie in Europa fortsetzen. 

Neuer Vertriebschef soll es richten
Wohl nicht zuletzt deswegen hat die Gesellschaft kürzlich einen Vertriebschef für Deutschland ernannt – zuvor hatte es diese Position bei Vanguard nicht gegeben. Sebastian Külps, bislang Head of Securities bei der Oddo Seydler Bank, soll Vanguards Präsenz auf dem deutschen ETF-Markt ausbauen. Külps verfügt über zwanzig Jahre Erfahrung im Finanzdienstleistungssektor und war davor bei Kepler Cheuvreux, der Deutschen Bank und J.P. Morgan tätig. (fp/cf)