Für Kunden der ING-Diba wird es keine Negativzinsen geben. Das sagt Unternehmenschef Nick Jue im Gespräch mit dem Berliner "Tagesspiegel". Illusionen sollten Kunden der Direktbank sich aber nicht machen: "Die Zinsen werden noch lange niedrig bleiben, zumindest bis Ende des Jahres 2019", sagt Jue. Viele Kunden der ING-Diba hätten angesichts der Niedrigzinsen bereits reagiert und setzten vermehrt auf börsengehandelte Fonds, also ETFs, von denen die Bank seit Kurzem eigene Produkte im Sortiment hat. Genau deshalb arbeite die Bank seit zwei Monaten auch mit dem Online-Vermögensverwalter Scalable Capital zusammen, erklärt Jue: "Das ist die Zukunft." 

Die ING-Diba ist für ihre Kunden nur übers Internet oder per Telefon erreichbar. Bis auf weiteres dürfte das auch so bleiben: "Aus heutiger Sicht brauchen wir keine Filialen", sagt Jue im Interview. Wenn sich die Mehrheit der Kunden jedoch Filialen wünschen würde, sei die Bank auch bereit, solche zu eröffnen. "Diesen Wunsch hat aber noch kein Kunde geäußert", so Jue. Generell tendiere die Bankenwelt immer stärker zum Internet und zu mobilen Lösungen. 

Lernen von den Online-Riesen
Jue erklärt in dem Interview auch, warum die ING-Diba sich US-Internetkonzerne wie Google, Netflix oder Spotify genau anschaut. Von diesen Unternehmen lasse sich viel lernen: "Am Anfang muss die Frage stehen, ob der Kunde das Produkt überhaupt will und braucht. So ist es bei Netflix oder Spotify", sagt Jue.

Normalerweise wandere eine Produktidee zur Rechtsabteilung, zu den Risikoexperten, zum Marketing, zur Kommunikation und schließlich zur IT. "Das werden wir ändern: Wir machen das künftig mit den Experten in einem Team", sagt Jue. Auch den Kundendialog und die Behandlung von Beschwerden will er umgestalten: "Damit wird die ING-Diba auch als Arbeitgeber viel interessanter." (fp)