Die Corona-Krise geht auch an Impact-Investoren wie Invest in Visions nicht spurlos vorüber. "Mit den steigenden Fallzahlen in vielen Schwellen- und Entwicklungsländern hat Covid-19 nun auch die Regionen erreicht, in denen unser IIV Mikrofinanzfonds aktiv ist“, sagt Edda Schröder, Gründerin und Inhaberin des Frankfurter Fondsanbieters. "Als Reaktion auf die außergewöhnliche Situation haben wir die Mikrofinanzinstitute (MFIs) unseres Portfolios kontaktiert und vereinbart, dass uns alle Institute ab sofort einen detaillierten monatlichen Risikobericht zu den Auswirkungen der Corona-Krise zur Verfügung stellen“, berichtet sie. 

Damit will Invest in Visions eine noch engere Überwachung der Darlehensbestände sicherstellen. "Zudem profitieren wir davon, dass unsere lokalen Berater in Afrika, Asien und Lateinamerika vor Ort sind und uns tagesaktuelle Marktdaten aus erster Hand bereitstellen“, sagt Schröder. Gerade jetzt sei das ein wichtiger Faktor. 


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"Obwohl die Zahl der Infizierten in den meisten Schwellen- und Entwicklungsländern noch relativ niedrig ist, bleibt es schwierig zu prognostizieren, wie sich die Pandemie entwickeln wird“, erklärt Schröder. Wenn öffentliche Geldgeber und private Investoren gemeinsam die Entwicklungsländer unterstützen, sei sie aber zuversichtlich, dass das Schlimmste für die Menschen und die Wirtschaft dieser Länder abgewendet werden kann. 

Für sie selbst spielte Nachhaltigkeit schon eine zentrale Rolle, lange bevor das Thema zum großen Trend wurde, erzählt Schröder. Im Jahr 2006 machte sie sich mit Invest in Visions selbstständig, legte zwei Jahre später einen Mikrofinanzfonds auf, der sich an institutionelle Investoren richtete. 2011 brachte sie in Deutschland den IIV Mikrofinanzfonds auf den Markt, das erste Produkt dieser Art, das auch Privatanlegern offensteht. Das Geld fließt in ausgewählte Finanzinstitute in den Schwellen- und Entwicklungsländern. Sie reichen es als Mikrokredite an Privatpersonen und Kleinstbetriebe aus, damit diese sich eine Existenz aufbauen oder ein Geschäft erweitern können.

Firmengründung war nie ein Ziel
Inzwischen beläuft sich das Volumen des IIV Mikrofinanzfonds auf rund 735 Millionen Euro. Anlegern hat der Fonds seit der Auflage eine jährliche Rendite von 1,95 Prozent beschert. Bis Mitte 2020 sollen drei Spezialfonds aufgelegt werden, die in Bildung, Wasser und erneuerbare Energien investieren. Dabei war es keineswegs Schröders Ziel, irgendwann einmal Fonds aufzulegen und ihre eigene Firma zu gründen.

Dass es die von ihr so geliebten Rucksackreisen sein werden, die einen großen Anteil an der Entscheidung für einen eigenen Fonds haben, weiß Schröder nach ihrer Bankausbildung noch nicht. Weil sie ihre Entwicklungshilfepläne erst einmal auf Eis legen muss, studiert sie Betriebswirtschaftslehre an der Universität Göttingen. Zwischen 1994 und 2000 ist sie im Vertrieb bei Flemings tätig, macht unter anderem zwei Jahre lang von Luxemburg aus Marketing für den Fondsanbieter. Kurz nach der Jahrtausendwende kehrt Schröder nach Frankfurt zurück, wechselt in die Geschäftsführung von Schroders. Doch als 2005 eine Bekannte auf sie zukommt, die bei der Förderbank KfW arbeitet, zeichnet sich schon bald eine neue Laufbahn ab.

"Die KfW plante 2005, den ersten Mikrofinanzfonds für institutionelle Investoren in Deutschland aufzulegen“, erzählt Schröder. "Ich habe dann privat ein bisschen bei der Auflage des Portfolios unterstützt“, berichtet sie. Dabei wächst in Edda Schröder ein Wunsch heran, der sie nicht wieder loslässt. 

Eine coole Idee
Schröder war ab 2000 mit dem Rucksack auch in den Entwicklungsländern unterwegs. Viel Schönes hatte sie dort gesehen – aber auch viel Elend. "Da dachte ich mir: Ein eigener Mikrofinanzfonds, das wäre doch eine coole Idee“, erzählt sie. 2006 kündigte sie bei Schroders, gründete im selben Jahr Invest in Visions – und 2008 war ihr erster Fonds am Markt.

Inzwischen fliegen ihre Portfolios längst. Wie oft ist die Mikrofinanzinvestorin heute noch in der großen weiten Welt? Besucht sie die Institute, in die das Geld der Anleger fließt? Etwa 94 sind es mittlerweile in 36 Ländern der Welt. Kennt sie auch den einen oder anderen Kreditnehmer persönlich? "Ja", sagt sie. Für Schröder ist es eine Freude, wenn sie sieht, wie Kreditnehmer sich mit dem Geld der Mikrofinanzinstitute eine Zukunft aufbauen oder kleine Unternehmen wachsen. Auch lustige Begegnungen gibt es: "In Tadschikistan hat ein Kreditnehmer mir mal auf die Schulter geklopft und gesagt: 'Mach dir keine Sorgen, Mädchen, das Geld kriegst du zurück!' " (am)