Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi hat die Beschäftigten der Atruvia dazu aufgerufen, am heutigen Mittwoch (20. Oktober) in den Ausstand zu gehen. So soll nach vier ergebnislosen Verhandlungsrunden der Druck in der aktuellen Tarifauseinandersetzung erhöht werden. Die Atruvia, die bis Ende August als Fiducia & GAD firmierte, ist der IT-Dienstleister der Volks- und Raiffeisenbanken.

"Die Arbeitgeberseite hat sich in den bisherigen Verhandlungen zu wenig bewegt. Wir sehen an dieser Stelle kein anderes Mittel als Warnstreiks, um zu einem tragfähigen Verhandlungsergebnis zu kommen", sagt Verdi-Verhandlungsführer Kevin Voß. Bereits Ende September hatte es einen dreistündigen Ausstand gegeben. Nun sind erstmals in der Unternehmensgeschichte alle Beschäftigten zu einem ganztägigen Streik aufgerufen.

Gestreikt wird an den Standorten Karlsruhe und Münster sowie an den Niederlassungen in Berlin, Frankfurt und München. Auf laute Kundgebungen oder skandierende Gewerkschafter müssen sich die Atruvia-Chefs allerdings nicht einstellen: Der Streik und die Versammlung finden rein digital statt. "Die Beschäftigten lassen am Mittwoch ihre Laptops geschlossen und die Smartphones ausgeschaltet", so Voß. "Auch das 'neue Normal' hält uns nicht davon ab, berechtigte Beschäftigteninteressen mit Nachdruck durchzusetzen."

Gewerkschaft befürchtet "Reallohnsenkung"
Verdi fordert unter anderem 4,5 Prozent mehr Gehalt und ein "Ausstattungsbudget" für mobile Arbeit von 750 Euro alle fünf Jahre. Die Arbeitgeberseite habe dagegen bislang nur ein Angebot unterhalb der Inflationsrate vorgelegt, so die Gewerkschaft.

"Wer auch nach vier Verhandlungsrunden nur ein Angebot vorlegt, das Reallohnsenkung bedeutet, muss sich nicht wundern, wenn die Beschäftigten ihr Grundrecht auf Streik wahrnehmen", so Voß. Die Atruvia sei wirtschaftlich stabil aufgestellt und schreibe gute Gewinne. "Mir fehlt jedes Verständnis, weshalb das Unternehmen nun diese Eskalation sucht", meint der Gewerkschafter.

Verhandlungen bei den öffentlichen Banken stocken
Auch die jüngste Runde der Tarifverhandlungen für die Beschäftigte bei öffentlichen Banken am Dienstag (19. Oktober) blieben ergebnislos. Im Vorfeld hatte es Verdi zufolge bundesweit erste Warnstreiks mit mehreren tausend Teilnehmern gegeben. Die nächste Verhandlungsrunde soll am 19. November in Frankfurt stattfinden. (bm)