Fast 20 Jahre arbeitete Andrew Formica bei Henderson Global Investors, seit 2008 als Vorstandschef. Der 1971 in der australischen Metropole Sydney geborene Formica galt als einer der jüngsten Firmenlenker in der Asset-Management-Branche. Er führte die Gesellschaft in die Ehe mit Janus Capital und wechselte vor zwei Jahren zu dem britischen Anbieter Jupiter Asset Management. Im vergangenen Frühjahr kündigte er dann die Übernahme von Merian an. Im Interview erläutert Formica seine nächsten Vorhaben – und welche Wege er für Jupiter ausschließt. Das vollständige Interview lesen Sie im Heft 1/2021, das Ende März an die Abonnenten zugestellt wird.

Herr Formica, Ihr Haus schloss zuletzt die Übernahme von Merian weitgehend ab. Welche weiteren Pläne haben Sie mit Blick auf Vertrieb und Produkte?

Andrew Formica: In drei Kernbereichen werden wir neue Produkte anbieten. Der erste Bereich sind nachhaltige Investments. Das ist eine wirklich wichtige Komponente. Die Pandemie beschleunigte Trends, die sich schon abzeichneten. Die Menschen verlangen von Unternehmen mehr, als nur Gewinne zu erzielen. Firmen sollen sich auch für die Gesellschaft engagieren. Unsere Aufgabe als Miteigner der Unternehmen ist es, auf die Einhaltung ökologischer und sozialer Belange zu achten. Das zweite Feld sind Anleihen. Unser Manager Ariel Bezalel hat ein tolles Team geformt. Damit können wir noch mehr erreichen. Das dritte Feld sind alternative Investments wie Private Markets oder systematische Investments.

Welche Regionen haben Sie im Fokus?

Formica: Kontinentaleuropa stellt sich für uns als spannender Markt da. Auf Großbritannien entfallen 75 Prozent unseres Geschäfts. Das sollte Richtung 50 Prozent sinken, wobei Europa den Großteil davon übernehmen sollte. Zudem eröffneten wir unser erstes Büro in Nordamerika. Der Zusammenschluss mit Merian verschafft uns zudem Zugänge zu China, und bietet uns mehr Möglichkeiten in Lateinamerika, Südafrika und dem Nahen Osten.

Behindert der Brexit Ihre Pläne, in Europa das Geschäft auszubauen?

Formica: Nein, nicht direkt. In Luxemburg unterhalten wir eine vollständig ausgestattete Gesellschaft, Merian eine in Irland. Wir werden beide behalten. Diese sichern uns den Zugang zum europäischen Binnenmarkt und warten zudem mit einer zuverlässigen Regulierung auf. Hohe Standards bei der Regulierung sind wichtig, denn sie schaffen Vertrauen bei den Anlegern.

Viele in der Branche klagen über die große Last der Regulierung.

Formica: Ich habe keine Probleme mit der Regulierung. Die Prinzipien sind meist klar, nur die Umsetzung führt manchmal in die Irre. Manche Absperrbänder ließen sich durchschneiden und Abläufe einfacher gestalten. Aber hinter den Zielen, welche die Regulierer erreichen wollen, stehe ich voll und ganz.


Nach seinem Amtsantritt 2019 hatte Andrew Formica eigentlich größere Übernahmen ausgeschlossen. Warum er seine Meinung geändert und bei Merian zugegriffen hat, erklärt der Jupiter-Chef im vollständigen Interview, das in Heft 1/2021 von FONDS professionell Ende des Monats erscheint.


Planen sie nach Merian weitere Zukäufe?

Formica: Nein, wir werden in den nächsten Jahren sehr zurückhaltend sein, was weitere Zukäufe angeht. Dies würde die Komplexität erhöhen und wir würden unsere Wendigkeit verlieren. Wir wollen vielmehr die Komplexität gering halten.

Komplexität reduzieren – heißt das im Klartext, Kosten zu kappen?

Formica: Komplexität zu reduzieren bedeutet, Bürokratie abzubauen. Denn Bürokratie frisst Zeit und macht uns langsam. Manchmal geht es auch darum, Kosten zu kürzen. Das ist wie beim Fußball. Stellt man elf Spieler aufs Feld, bekommt man ein wunderbares Spiel. Stellt man hingegen 15 Spieler aufs Feld, wird das Spiel nicht besser – eher im Gegenteil: die Spieler behindern sich.

Braucht ein Asset Manager ein passives Geschäft?

Formica: Nein, das braucht er nicht. Wie in jeder anderen Branche muss auch ein Asset Manager nicht alle Felder abdecken, sondern nur die, in denen er über Schlüsselkompetenzen verfügt. Damit will ich nicht sagen, dass Passiv unwichtig ist. Der Markt benötigt beides: aktive und passive Instrumente. Die Kunden finden bei passiven Produkten Gefallen an den niedrigen Gebühren sowie dem einfachen und transparenten Ansatz.

Einige andere Fondsgesellschaften mit Tradition im aktiven Management sind umgeschwenkt und bieten nun auch ETFs an.

Formica: Wir werden nie diese Richtung einschlagen. Wir sind das genaue Gegenteil von passiv. Passiv ist ein Konkurrent, der zudem die Preise drückt. Um im in diesem Geschäft erfolgreich zu sein, bedarf es zudem anderer Kompetenzen als im aktiven Management. Im Grund wäre es sogar besser, wenn ein Asset Manager die Bereiche voneinander abspaltet.

Vielen Dank für das Gespräch. (ert)