Für klassische Geldinstitute sind die "fetten Jahre" vorbei, glaubt der Chef des schwedischen Zahlungs- und Shoppinganbieters Klarna Sebastian Siemiatkowski. "Die Zukunft der Finanzdienstleistungen besteht darin, dass all die übertriebenen Profite aus dem Markt verschwinden werden, die in der Vergangenheit bei den Banken hängengeblieben sind", erklärt er in einem Interview mit der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). Dafür sorge alleine schon die fortschreitende Digitalisierung. 

Zwar sei nicht klar, wie lange es noch dauern werde. "Aber ich glaube daran, dass sich irgendwann morgens Ihr Smartphone bei Ihnen melden und sagen wird: Ich habe deine Immobilienfinanzierung untersucht und eine Möglichkeit gefunden, fünf oder zehn Euro im Monat zu sparen", sagt Siemiatkowski. Ein Klick werde dann genügen, um die Spar-Variante sofort und problemlos wahrzunehmen. "Mir kommt es nicht darauf an, dass wir selbst diesen günstigen Kredit anbieten. Viel lieber will ich, dass von uns diese Software mit dem Zehn-Euro-Versprechen kommt, die für unsere Kunden die für sie günstigste Finanzierung findet", so Siemiatkowski.

Veraltete Branche
Das traditionelle Retail-Banking, also das klassische Verbrauchergeschäft der Banken, sei eine veraltete Branche mit "Platzhirschen, die riesige Profite einfahren mit Produkten, die den Kunden nicht viel bringen", sagt Siemiatkowski. Wer daran etwas ändern will, stoße zwar auf hohe Eingangsbarrieren. Neulinge wie Klarna müssten viel lernen. Siemiatkowski, der mit dem Zahlungsdienstleister vor 15 Jahren an den Start gegangen ist, will die Branche aber immer kundenfreundlicher machen.

Eine Investmentbank soll sein Unternehmen nicht werden. Auch große Firmenfinanzierungen oder Immobilienkredite wird Klarna in Zukunft nicht anbieten. Vielmehr möchte Siemiatkowski etwas tun, das die "herkömmlichen Banken in der Vergangenheit total vernachlässigt haben, weil sie mit anderen Dingen noch viel mehr Geld verdienen konnten", sagt er. "Wir wollen unseren Kunden im Alltag helfen, Zeit zu sparen, Geld zu sparen und sich weniger Sorgen um ihre Finanzen machen zu müssen", erklärt er im Interview mit der FAZ. 

Girokonto mit Basisfunktionen
Erst im November vergangenen Jahres hatte Siemiatkowski angekündigt, Klarna werde in Deutschland ein Girokonto mit kostenlosen Basisfunktionen einführen. Die App des derzeit größten nicht-börsennotierten Fintech Europas verfügt bereits jetzt über integrierte Shopping-Funktionen, mit denen man direkt per Mobilgerät Produkte aus Läden kaufen kann. (am)