Goldman Sachs Asset Management plant für das erste Halbjahr 2019 den Einstieg in das europäische ETF-Geschäft (FONDS professionell ONLINE berichtete). Als künftigen Leiter der neuen Sparte konnte ein in Goldman-Kreisen alter Bekannter verpflichtet werden: Peter Thompson, der Gründer der im April an Invesco verkauften Gesellschaft Source, kehrt zu seinem früheren Arbeitgeber zurück – er hatte bereits in den Neunzigern zehn Jahre lang auf der Gehaltsliste von Goldman Sachs gestanden.

Doch kommt dieser Einstieg in das ETF-Geschäft nicht ein wenig spät – angesichts der Tatsache, dass der große Kuchen verteilt scheint? "Keineswegs!", betonte Nick Phillips, Head of International Retail Client Business des Anbieters, im Interview mit FONDS professionell, das in voller Länge in Ausgabe 3/2108 erschienen ist.

"Unsere Kunden signalisieren uns ein hohes Interesse"
Goldman Sachs Asset Management sei in den USA bereits seit dem Jahr 2015 im ETF-Geschäft aktiv und verwalte inzwischen mehr als acht Milliarden US-Dollar in diesem Segment", so Phillips. "Die Nachfrage nach kostengünstigen Lösungen ist nach wie vor sehr hoch, und das wird auch künftig so bleiben. Unsere eigenen Kunden in Europa signalisieren uns jedenfalls ein unverändert hohes Interesse."

Sein Haus werde sich auch im europäischen ETF-Geschäft in erster Linie auf die Auflage von Smart-Beta- und Faktor-ETFs konzentrieren, sagte Phillips. "Im Bereich der Plain-Vanilla-Indexprodukte tummeln sich schon heute sehr viele Anbieter, hier können wir realistischerweise keinen besonderen Mehrwert liefern." Bei Smart-Beta- und Faktorkonzepten sei das hingegen möglich: "Hier bringen wir die entsprechende Expertise mit, denn im Prinzip werden diese Produkte vom gleichen Team gemanagt wie unsere quantitativen Produkte."

"Meist noch kein wirklich filigran ausgearbeiteter Beratungsprozess"
Mit Blick auf den Trend hin zu Robo-Advice sagte Philipps, der gesamte Bereich der Onlinekundenberatung im Finanzsektor werde in den kommenden Jahren "enorm wachsen". Derzeit hätten allerdings vor allem Themen wie das Onlinebanking, die Kreditvergabe oder das Bezahlen per App Erfolg. "In der Wertpapierberatung und beim Vertrieb von Finanzprodukten ist der Bereich Robo-Advice im Vergleich zu traditionellen Vertriebskanälen wie Banken und IFAs noch immer relativ klein", so Phillips. Die Angebote seien zudem in der Regel recht einfach. "Das ist meist noch kein wirklich filigran ausgearbeiteter Beratungsprozess, der auch anspruchsvolleren Kundenwünschen entsprechen würde. Eine fundierte Anlageberatung ist sehr viel komplexer und geht über die meisten bisher verfügbaren Onlineangebote deutlich hinaus."

Dennoch: Weil sich das Geschäft von Banken mehr und mehr in den Onlinekanal verlagern werde, führe das zwangsläufig dazu, dass der traditionelle Kontakt zum Kunden immer stärker verloren gehe. "Deshalb wird es entscheidend sein, auch bei einem komplexeren Prozess wie der Wertpapierberatung und dem Vertrieb von Finanzprodukten ein Onlineangebot zu liefern, das Kunden umfassend informiert und auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist", so Phillips. "Nur so wird man Kunden halten können." Sein Haus wolle auf jeden Fall "Teil dieser Entwicklung sein". (hh/bm)


Ein ausführliches Interview mit Nick Phillips und Marie Cardoen, Leiterin des Third-Party-Geschäfts in Deutschland und Österreich von Goldman Sachs Asset Management, lesen Sie in der aktuellen Heftausgabe 3/2018 von FONDS professionell, die soeben erschienen ist. Angemeldete FONDS professionell KLUB-Mitglieder können den Beitrag auch im E-Magazin abrufen.