Das Konglomerat um die Immobilienkonzerne Publity, Preos und Gore reagiert auf den allmählichen Verfall ihrer Aktienkurse. Aktuelle Idee: Eine nicht näher bezeichnete Luxemburger Gesellschaft soll ein Immobilienportfolio in die Gruppe einbringen und dafür die Mehrheit der Preos-Aktien erhalten, wie aus Ad-hoc-Mitteilungen der Unternehmen vom Dienstag (19.10.) hervorgeht.

Derartig unvermutete Strategieschwenks sind leidgeprüfte Anleger schon gewohnt. Zunächst wollte der Publity-Konzern die Mehrheit seiner Aktien, die er an der Büroimmobilientochter Preos hält, an einen breit gestreuten Anlegerkreis verkaufen. Dazu bot er die Titel mit Rabatt zum aktuellen Börsenkurs an und bezahlte hohe Provisionen an Tippgeber, was ein äußert ungewöhnliches Vorgehen ist (FONDS professionell ONLINE berichtete ausführlich). Später überraschte die Publity mit der Nachricht, die Preos-Mehrheit an einen asiatischen Mischkonzern verkaufen zu wollen. Diese Gespräche werde das Unternehmen nun "nicht mehr weiterverfolgen", wie es in einer Ad-hoc-Mitteilung heißt.

An der Börse kam der Schritt am Dienstag zumindest anfangs gut an, die Kurse der drei Aktiengesellschaften des Konglomerats stiegen zeitweise deutlich. Sie notieren aber nach wie vor weit unter ihren im vergangenen Jahr erreichten Niveaus. Die Aktien der Preos und deren Tochterfirma Gore befinden sich schon seit dem Sommer 2020 auf Talfahrt. Die Titel der Konzernmutter Publity brachen ein, nachdem im April bekannt wurde, dass die Bafin Verdachtsmomenten wegen Marktmanipulation und Insiderhandel nachgeht.

Neuer Preos-Mehrheitseigner in Sicht
Die nun unterschriebene Absichtserklärung sieht vor, dass eine Luxemburger Gesellschaft, hinter der laut Publity ein "Investorenkonsortium etablierter europäischer Versicherungen" steht, neuer Preos-Mehrheitseigner wird. In diesem Zusammenhang soll die Preos-Tochter Gore neu ausgerichtet und verkauft werden.

Geplant sind im Wesentlichen vier Schritte: Ein Portfolio Luxemburger Immobilienprojekte im Wert von "voraussichtlich" mehr als einer Milliarde Euro soll in die Gore eingebracht werden, und zwar im Zuge einer Sachkapitalerhöhung gegen Ausgabe neuer Gore-Aktien. Mit solchen Transaktionen hat das Konglomerat bereits reichlich Erfahrung: Die Publity brachte 2019 ein Immobilienpaket in die Preos ein und erhielt im Gegenzug die Mehrheit an der Preos. Die Preos wiederum wiederholte ein ähnliches Geschäft 2020 mit der Gore und ist seither größter Gore-Aktionär. Die seinerzeit angesetzten Firmenbewertungen, in die sogenannte "Zukunftserfolgswerte" eingeflossen waren, ließen sich allerdings nicht halten und mussten später nach unten korrigiert werden.

"Wertberichtigungserfordernis"
Der nun für die Gore-Aktien anzusetzende Wert "soll anhand des Börsenkurses und auf der Grundlage einer Unternehmensbewertung ermittelt werden", heißt es in der Mitteilung. Genannt wird eine Spanne von zwei bis drei Euro je Aktie. Am Dienstagabend notierte die Gore-Aktie bei 2,34 Euro. Vor wenigen Tagen hatte sie noch einen Tiefstwert von zwei Euro erreicht. Im Juni 2020 war sie zeitweise mehr als zehn Euro wert gewesen. Im Preos-Jahresabschluss 2020 sind die rund 23 Millionen Gore-Aktien, die das Unternehmen hält, kalkulatorisch mit vier Euro je Stück beziffert. Hieraus ergebe sich eine "Wertberichtigungserfordernis", wie es in einer der Mitteilungen heißt.

In einem zweiten Schritt sollen die neu entstandenen Gore-Aktien in die Preos eingebracht werden, ebenfalls im Rahmen einer Sachkapitalerhöhung gegen Ausgabe neuer Preos-Aktien. Für die Bewertung der Preos-Titel im Zuge dieses Geschäfts stellt die Publity einen Kurs zwischen 4,50 und 5,50 Euro je Aktie in Aussicht. Am Dienstag schossen die Preos-Aktien, die zuletzt auf 2,40 Euro gefallen waren, zeitweise um mehr als 50 Prozent in die Höhe, gaben dann aber einen großen Teil ihrer Tagesgewinne wieder ab. Am Abend notierten sie bei 2,80 Euro – also deutlich unter dem erwarteten Wertansatz, was für eine gewisse Skepsis der Anleger spricht. Zur Einordnung: Im August und September 2020 hatte die Preos-Aktie zwischenzeitlich mehr als 16 Euro gekostet. Wer damals eingestiegen ist, hat also mehr als 80 Prozent seines Einsatzes verloren.

Gore soll verkauft werden
Durch die beiden Sachkapitalerhöhungen gegen Ausgabe neuer Aktien erwirbt das Investorenkonsortium die Preos-Mehrheit. Im Anschluss sollen die Gore-Aktien "an Investoren umplatziert werden", heißt es. Die Gesellschaft soll ihre deutschen Immobilien veräußern und sich auf den Erwerb von Luxemburger Gewerbeobjekten fokussieren. Das Geld aus dem Gore-Verkauf wiederum soll im vierten Schritt dafür verwendet werden, weitere Immobilien für die Preos zu erwerben. Das Preos-Portfolio soll dadurch bis Ende 2023 auf drei Milliarden Euro wachsen.

Auch der Preos-Vorstand steht vor einem Umbau. Das Vorhaben, den Firmengründer und langjährigen Publity-Chef Thomas Olek in den Preos-Vorstand zu berufen, wird aufgegeben. "Herr Olek soll weiterhin ausschließlich als Berater der Publity-Unternehmensgruppe zur Verfügung stehen", teilt die Gesellschaft mit.

Ob all das ausreicht, um die enttäuschten Anleger zu besänftigen, muss sich noch zeigen. Erste Preos-Aktionäre loten gemeinsam mit ihren Anwälten bereits aus, ob sie die Aktienkäufe, die im vergangenen Jahr über die Tippgeber zustande gekommen waren, rückabwickeln können. (bm)