Die Sparkassen nehmen den geplanten Start der Retailbank von JP Morgan Chase & Co. in Deutschland ernst, wie der bayerische Sparkassen-Präsident Ulrich Reuter gegenüber "Bloomberg News" sagte. Zugleich gab er zu bedenken, dass der Markt hart umkämpft ist und internationale Privatbanken hier nicht immer erfolgreich seien. 

"Der mögliche Eintritt von Chase wird an den Sparkassen nicht spurlos vorbeigehen, wenn wir nicht aufpassen. Wir müssen ständig an unserer Kundenbindung arbeiten", sagte Reuter, der im kommenden Jahr die Führung des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes (DSGV) übernehmen wird. Jeder neue Markteintritt sei auch eine Ansage an die Sparkassen, die Marktführer seien. "Der Wettbewerb durch Direktbanken geht nicht weg, nur weil man ihn ignoriert", so Reuter.

Der US-Bankenriese JP Morgan hatte zuletzt seine Vorbereitungen für die Expansion ins kontinentaleuropäische Retailgeschäft verstärkt und in Berlin bereits mehrere Dutzend Mitarbeiter an Bord geholt. Von der deutschen Hauptstadt aus will sich der Konzern den Markt unter der Marke Chase erschließen. Chase soll als Direktbank agieren, also ohne Filialen auskommen.

Starker Wettbewerb in Deutschland
"Nicht jeder neue Markteintritt auf dem deutschen Retailmarkt ist notwendigerweise erfolgreich", erklärte Reuter. Seinen Worten zufolge können internationale Privatbanken im deutschen Retailgeschäft oft nicht die Preise durchsetzen, die sie in anderen Ländern erzielen würden. Bankdienstleistungen seien aufgrund des starken Wettbewerbs in Deutschland für Kunden relativ günstig zu haben. Das liege auch an den Sparkassen, "weil sie ihre Produkte adäquat niedrig bepreisen", so Reuter.

Zu den Wettbewerbern von Chase im öffentlich-rechtlichen Finanzsektor in Deutschland werden nicht nur die Sparkassen selbst gehören, sondern auch die Berliner Direktbank DKB als Tochter der BayernLB. (Bloomberg/ohm)