Neobroker wie Trade Republic oder Bitpanda, aber auch digitale Vermögensverwalter wie Scalable Capital, Quirion oder Liqid werben mittlerweile mit Zinsofferten um Kunden. Dies sei jedoch keine großangelegte Abkehr von der Strategie des Wertpapiersparens, meint jedenfalls Liqid-Chef Christian Schneider-Sickert im Interview mit der "Börsen-Zeitung". "Tagesgeld ist keine langfristige Lösung", betont Schneider-Sickert. "Die Fintech-Welt wird keinen Dreh Richtung Sparbuch vollziehen."

Der Berliner Robo-Advisor lockt mit vier Prozent Zinsen. Zwei Prozentpunkte davon fließen aber nur, wenn Kunden zugleich mindestens drei Monate lang in eine Liqid-Anlagestrategie investieren. Auch bei den meisten Zins-Verlockungen der Konkurrenten finden sich im Kleingedruckten Einschränkungen. Eine der Ausnahmen ist Quirion. Die digitale Vermögensverwaltung der Quirin Privatbank gewährt mittlerweile drei Prozent Zins, auch ohne Abschluss einer Wertpapieranlage oder eines Sparplans.

Lieber Geld parken als investieren
Liqid-Chef Schneider-Sickert sieht die Zinsofferte als "eine Frage der Kundenbeziehung". Für ihn gehe es darum, Kunden zu gewinnen und zu binden, so der Manager im Gespräch mit der "Börsen-Zeitung". Viele Menschen seien angesichts unruhiger Märkte bei zugleich vorzeigbaren Zinsen geneigt, ihr Vermögen vorübergehend zu parken. Zugleich zeigte er sich unglücklich darüber, dass augenscheinlich viele Sparer lieber einen günstigen Einstiegszeitpunkt in die Finanzmärkte abpassen wollen, anstatt ihr Geld einfach direkt zu investieren.

Zu den Eignern des Berliner Start-ups zählen das Multi-Family-Office HQ Trust sowie die Liechtensteiner Privatbank LGT. Liqid zielt auf die Gruppe der vermögenderen Sparer und Investments in liquide Märkte ab 100.000 Euro Mindestanlagesumme. Daneben hat das Unternehmen auch Angebote zu Private Equity, Venture Capital sowie Private Real Estate im Sortiment. Das Haus verwalte mittlerweile ein Vermögen in Höhe von 2,5 Milliarden Euro. Profitabel arbeitet die 2016 gegründete Gesellschaft noch nicht, heißt es in der "Börsen-Zeitung". (ert)