Der britische Asset Manager Liontrust hat Interesse am Kauf der skandalgeplagten Schweizer Fondsgesellschaft GAM angemeldet. Einen entsprechenden Bericht von "Sky News" bestätigten beide Häuser in Mitteilungen. Liontrust zählt demnach zu einer Reihe von Bietern, die an einer Übernahme von GAM interessiert seien. Zusammen würden die Häuser ein Vermögen von 100 Milliarden britischen Pfund (114 Mrd. Euro) verwalten. Die Schweizer Gesellschaft ringt mit einem anhaltenden Abfluss von Kundengeldern.

"Der Verwaltungsrat von Liontrust Asset Management nimmt die jüngsten Pressespekulationen zur Kenntnis und bestätigt, dass er sich in Gesprächen mit der GAM Holding über eine geplante Übernahme des gesamten ausgegebenen Aktienkapitals von GAM durch Liontrust befindet", teilte das britische Fondshaus mit. Es bestehe keine Gewissheit, dass es zu einem formellen Angebot kommen werde, hieß es weiter. Bereits im vergangenen Sommer kursierten Meldungen, wonach GAM einen Käufer sucht.

"Unternehmen strategisch positionieren"
GAM wiederum betonte, dass sich der Verwaltungsrat "unermüdlich" darauf fokussiere, Optionen zu prüfen, um das Unternehmen "im besten Interesse aller Stakeholder strategisch zu positionieren". Das Haus hatte im Januar einen Verlust von mehr als 300 Millionen Franken angekündigt und die Veröffentlichung des Jahresabschlusses auf den 25. April verschoben.

GAM ringt nach wie vor mit den Auswirkungen des Skandals um einen Ex-Starmanager. Ihm waren Verstöße gegen interne Vorschriften vorgeworfen worden. Dies mündete in der Schließung mehrerer Fonds. Der Kurs der GAM-Aktie war daraufhin von über 15 auf unter fünf Franken gefallen. Zuletzt notierte das Papier zeitweise unter der Marke von 0,50 Franken. Die Meldung über das Interesse der Briten ließ den Kurs auf mehr als 0,70 Franken hochschießen.

Hannoveraner steigen wieder aus
Das deutsche Investmenthaus Bantleon AG hatte zeitweilig einen Anteil von mehr als zehn Prozent an GAM gehalten. Die Muttergesellschaft der Kapitalverwaltungsgesellschaft Bantleon Invest, deren Haupteigentümer Gründer Jörg Bantleon ist, war 2018 bei den Schweizern eingestiegen. Ab Herbst 2022 begann das aus Hannover stammende Haus, die GAM-Aktien wieder abzustoßen. Bantleon hatte demgegenüber angekündigt, der Privatbank M.M. Warburg das ehemalige Nord-LB-Asset-Management abkaufen zu wollen. (ert)