Luca Pesarini will mit seiner Beteiligungsgesellschaft Haron Holding weitere Aktien der Deutschen Familienversicherung (DFV) übernehmen und damit größter Anteilseigner werden. Zudem soll die Aktie vom Börsenhandel ausgeschlossen werden – ein Delisting. Der Gründer und Chef der Fondsgesellschaft Ethenea bietet kleineren Aktionären, deren Anteile an dem Digitalversicherer im Free Float zusammengefasst werden, im Wege eines freiwilligen öffentlichen Übernahme- und Delisting-Angebots 6,60 Euro je Aktie in bar. Das geht aus einer am Dienstag (17.9.) veröffentlichten Ad-hoc-Mitteilung der Luxemburger Holding hervor. Die Aktie notierte am Dienstagabend gegen 18 Uhr bei 6,50 Euro, ein Plus von 1,56 Prozent gegenüber dem Vortag. 

Pesarini ist Aufsichtsratsmitglied der DFV, die ihre Sach- und Krankenzusatzpolicen auch über Makler vertreibt, und kontrolliert aktuell 25 Prozent der Stimmrechte an dem Frankfurter Direktversicherer, wie aus offiziellen Angaben der DFV hervorgeht: 9,31 Prozent hält er indirekt über Haron, weitere 15,69 Prozent hält er selbst. Mit dem Kauf der Free-Float-Aktien (22,1%) würde er 47,1 Prozent des Versicherers halten.

Kein Kaufangebot an Großaktionäre
Zweitgrößter Aktionär über seine Beteiligungsgesellschaft (19,6%) ist der Vorstandsvorsitzende und Firmengründer Stefan Knoll, der das Unternehmen im Dezember 2018 an den regulierten Markt der Frankfurter Wertpapierbörse geführt hatte. Die Aktienpakete von Knoll sowie der anderen Großaktionäre Annett Vogel, Georg Glatzel, handelnd als Nachlassverwalter für Elias und Noah Vogel, sowie der VPV Lebensversicherung bleiben von dem Kaufangebot ausgeschlossen.

Gründe für das Kaufangebot nennt die Haron Holding in der Mitteilung nicht. Pesarini, der über Haron auch die Frankfurter Mainfirst-Gruppe hält und einige Jahre Aktionär des Maklerpools BCA war, begleitet die DFV bereits einige Jahre als Investor. Schon vor dem Börsengang hatte er mittels des von Ethenea gemanagten Ethna-Aktiv-Mischfonds Aktien des Versicherers gehalten. Ende 2017 waren 3,4 Millionen Aktien der DFV im Portfolio des Ethna-Aktiv, nach dem Börsengang waren es noch knapp 900.000. Durch den Preisanstieg im Zuge der Börsennotierung von unter zwei Euro auf rund zwölf Euro hat der Fonds damit einen üppigen Gewinn einstreichen können, wie ein Blick in die Jahresberichte 2017 und 2018 des Ethna-Aktiv verrät.

2,5 Millionen Euro einsparen
Die DFV selbst gab am Dienstag nach Haron zwei Mitteilungen zum Delisting der Aktien heraus. Sie begründet den Schritt damit, in Zukunft strategisch flexibler und freier in unternehmerisch wichtigen Entscheidungen agieren zu können. Zugleich sollen durch den Widerruf der Börsenzulassung jährlich rund 2,5 Millionen Euro eingespart werden. Außerdem werde durch das Delisting die Verwaltung erheblich von Berichtspflichten entlastet, die keinen Beitrag zur Wirtschaftlichkeit der DFV leisten. Die frei werdenden Ressourcen sollen in das Unternehmenswachstum gesteckt werden. (jb)