An diesem sonnigen Novembermorgen herrscht noch wenig Betrieb in der weitläufigen Empfangshalle des Trianon. In dem Wolkenkratzer im Frankfurter Westend hat die Dekabank ihren Hauptsitz – und am Trianon soll der Spaziergang heute starten. "Guten Morgen", sagt Nina Stapf, die für das Fondsmanagement des Deka-Immobilien Europa, das Flaggschiff der Deka-Immobilienfonds, verantwortlich zeichnet. Sie ist heute mit ihrer neuen Vespa gekommen. 

"Seit wir umgezogen sind, habe ich einen längeren Arbeitsweg", erzählt die Portfoliomanagerin. "Angesichts des Autoverkehrs in Frankfurt kam mein Mann auf die Idee, dass es doch praktisch wäre, wenn ich mir eine Vespa zulegen würde", berichtet sie. "Soll ich sie mal vorführen?" Klar. 

Nach Niederrad umgezogen
Vor dem Seiteneingang des Trianon steht das silberne Gefährt, und Nina Stapf dreht gleich mal eine Runde. Seit das Immobilienteam des Wertpapierhauses der Sparkassen im August aus dem Frankfurter Hochhaus "Skyper" ausgezogen ist, hat Stapf ihren Arbeitsplatz in einem Neubau in der Bürostadt Niederrad. Der Dekabank-Gruppe ist sie schon seit 25 Jahren treu. 

Im November 1997 stieg sie dort ein, 2016 wechselte Stapf ins Fondsmanagement. Seitdem ist sie federführend für den Deka-Immobilien Europa zuständig. Rund 20 Prozent hat der Fonds unter ihrem Management zugelegt, knapp 17,9 Milliarden Euro schwer ist er heute. Für seine Anleger hat das Immo-Flaggschiff der Deka in den vergangenen fünf Jahren eine stabile Rendite von knapp drei Prozent per annum erzielt.

Die erste Zeit
"Vielleicht gehen wir zuerst in die Ulmenstraße", schlägt Stapf vor, als sie von ihrer Vespa steigt. "Dort haben wir kürzlich ein Bürohaus umgebaut, das wir schon sehr lang im Bestand haben, es ist richtig schön geworden", berichtet sie. Auf dem Weg berichtet Stapf von ihren Anfängen bei der Deka. "Ich habe zuerst in einem Team gearbeitet, das für die Immobilienfonds Objekte akquiriert, verkauft und gemanagt hat", erzählt Stapf. "Das war eine schöne Aufgabe, aber als 2005 meine erste Tochter zur Welt kam, bin ich kurz danach ins Asset Management gewechselt", sagt sie.

Ins Asset Management? "Das ist bei einem Immobilienfonds nicht mit dem Portfoliomanagement gleichzusetzen. Der Begriff bedeutet, dass man mit der Verwaltung der Immobilien betraut ist, etwa entscheidet, wo umgebaut oder neu vermietet werden soll", erläutert Stapf. Von der Ulmenstraße aus geht es nun zum Schnittpunkt von Messe, Banken- und Europaviertel. Zeit, über den Deka-Immobilien Europa zu sprechen, für den Nina Stapf im September 2016 die Verantwortung übernommen hat. 

Konservative Anlagestrategie
"Wir verfolgen eine konservative Anlagestrategie, was sich auch in der Rendite widerspiegelt", sagt Stapf. Doch wichtig ist der Portfoliomanagerin vor allem Stabilität. So konzentriert sich der Deka-Immo­bilien Europa auf erstklassige Gewerbeimmobilien in Core-Märkten. "Wir investieren fast ausschließlich in europäischen Hauptstädten sowie Wirtschaftsmetropolen und dort in neue oder topsanierte Objekte", berichtet Stapf. Der Anlageschwerpunkt liegt auf dem Bürosektor mit einer Beimischung von Logistik-, Hotel- und Handelsobjekten. 

"Anders als andere Immobilienfonds tätigen wir keine Investments außerhalb von Europa, klammern das Thema Wohnen komplett aus und übernehmen selbst auch keine Projektentwicklungen", erläutert Stapf. Mit dieser Strategie hat sie ihren Fonds gut durch die Corona-Pandemie gesteuert. "Hier haben wir alle Effekte verarbeitet, es gibt keine Nachläufer mehr", berichtet Stapf. Im aktuellen Krisencocktail aus Ukraine-Krieg, steigenden Bau- und Energiekosten und angesichts der Zinswende sieht die Portfoliomanagerin einen großen Pluspunkt in der starken Eigenkapitalausstattung ihres Fonds. 

Warten auf Gelegenheiten
"Wir gehören jetzt zu den Investoren, die ohne jede Finanzierung kaufen können", sagt sie. Zudem sei die Liquidität im Fonds auf einem Niveau, das es ihr erlaube, ruhig zu bleiben. "Wir haben nicht die Notwendigkeit, dringend zu investieren, wir können also auf Gelegenheiten warten", erklärt Stapf. Daher übt sie sich in Zurückhaltung und schaut, wo sie Chancen erkennt. 

Und dann steht er plötzlich da, erhebt sich mit 55 Stockwerken stolze 200 Meter in die Luft – der Tower 185. "Wir sind als führender Fonds in einem Joint Venture aus vier Gesellschaften investiert", berichtet Nina Stapf. Die Aussicht von der obersten Etage ist gigantisch. "Ich würde aber wirklich niemandem raten, zu Fuß hochzulaufen", scherzt die Immobilienexpertin. Sie selbst ist sportlich, fährt mit der Familie leidenschaftlich gern Ski, mit ihrem Mann zusammen Rennrad und kocht gerne. 

Keine Scheu vor Fragen
Es wird Zeit, den Rückweg anzutreten. Seit 25 Jahren ist Nina Stapf in der Immobilienbranche, seit sechs Jahren im Fondsmanagement. Was hat sie aus dieser Zeit mitgenommen? Was braucht eine starke Fondsmanagerin? "Ich glaube, man sollte kommunikativ und entscheidungsstark sein, gern Zahlen analysieren, aber vor allem sollte man seine eigenen Grenzen kennen", sagt sie. "Man muss wissen, was man braucht, um eine Entscheidung zu treffen, was davon man selbst mitbringt, und darf sich ansonsten nicht scheuen, Kollegen mit dem entsprechenden Fachwissen Fragen zu stellen", erklärt Stapf. 

Am Fuße des Trianon überlegt sie kurz. "Ja, ich glaube, dass ich all die Eigenschaften, die ich gerade genannt habe, auch mitbringe", erklärt sie. "Deswegen bin ich in meinem Job auch so happy." Dann steigt sie auf die Vespa – und fährt nach Niederrad. (am)


Das vollständige Porträt von Nina Stapf finden Sie in der aktuellen Heftausgabe 4/2022 von FONDS professionell ab Seite 222. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.