Der seit vier Jahren mit anhaltenden Mittelabflüssen ringende Fondsanbieter Jupiter soll durch Stellenstreichungen sowie eine schlankere Produktpalette wieder auf Erfolgskurs gebracht werden. Dies sagt der neue Vorstandsvorsitzende der britischen Fondsgesellschaft, Matthew Beesley, im Interview mit FONDS professionell. Zugleich will Beesley das institutionelle Geschäft ausbauen, die internationale Präsenz erweitern und das Engagement bei Nachhaltigkeit vertiefen.

"Diese drei Projekte sind wichtig dafür, dass das Geschäft von Jupiter wieder wächst" erklärt Beesely im Interview, das in der neuen Ausgabe 4/2022 erschienen ist. "Aber sie werden nicht die einzigen Bereiche sein, auf die wir uns fokussieren. Mir schweben noch weitere Ideen vor." Sein Haus wolle mit dem Markt wachsen, aber seinen Mitbewerbern auch Marktanteile abnehmen. "Dafür müssen wir bessere Produkte bieten als andere", erläutert der Manager, der vor zu Jahresbeginn 2022 von Artemis als Investmentchef zu Jupiter gekommen war.

"Langer Schwanz an überlappenden Produkten"
Beesley war im Sommer als Stellvertreter an die Seite des bisherigen Vorstandsvorsitzenden Andrew Formica gerückt. Im Oktober löste Beesley dann Formica ganz ab. Kurz nach seinem Start bei Jupiter hatte Beesley Einschnitte im Sortiment vorgenommen. Von den mehr als 100 Fonds ließ er ein Viertel schließen. "Das erscheint zwar eine große Zahl", sagt Beesley. Von den rund 50 Milliarden Pfund, die Jupiter verwaltete, seien aber nur 1,4 Milliarden von der Rationalisierung betroffen. "Dies zeigt: Wir zogen einen recht langen Schwanz an kleinen oder sich überlappenden Produkten hinter uns her", erläutert der Jupiter-Chef. "Das räumten wir auf und schärften unser Angebot."


Welche Möglichkeiten Beesley im Geschäft außerhalb des Heimatmarktes sieht und welche Rolle dabei den Märkten in Deutschland und Österreich zukommt, lesen Sie im vollständigen Interview in der neuen Heftausgabe 4/2022 von FONDS professionell ab Seite 350. Angemeldete Nutzer finden den Artikel auch hier im E-Magazin. 


Zudem trennt sich das Haus von 80 Mitarbeitern. Dies sei nach einer Überprüfung des operativen Geschäfts erfolgt. "Dabei gingen wir der Frage nach: Verfügen wir über die notwendigen Ressourcen an der richtigen Stelle?", berichtet Beesley. "Bei der Überprüfung identifizierten wir Positionen, die nicht relevant und notwendig sind, uns in die Zukunft zu führen." Die meisten Stellen seien in der unterstützenden Infrastruktur weggefallen. "Es geht darum, die Effizienz zu steigern. Und mit dem Einsatz von Technologie und einer stärkeren Automatisierung können wir effizienter arbeiten."

"Nicht mehr das, was Kunden wollten"
Auch der einst von J.P. Morgan Asset Management zu Jupiter gewechselte Multi-Asset-Starmanager Talib Sheikh verließ das Haus. "Sein Weggang war Ausdruck dessen, dass sich die Bedürfnisse der Kunden geändert haben", begründet Beesley den Abgang. "Das war schlicht und einfach nicht mehr das, was die Kunden wollten." Auch die Performance habe nicht mehr den Erwartungen entsprochen. "Der Multi-Asset-Markt hat sich geändert." Die Kunden würden sich bei Multi-Asset an die großen Anbieter wenden, die das gesamte Portfolio holistisch steuern.

Demgegenüber wolle Jupiter frei werdende Kapazitäten nutzen und Themenfonds auflegen. "Das Segment wächst stark", so Beesley. Die Kunden würden sich richtigerweise von einer regionalen Zuordnung verabschieden. "Welche Rolle spielt es, ob ein Unternehmen seinen Sitz in Deutschland hat, wenn es den Großteil seines Geschäfts in Asien oder Lateinamerika erzielt? Themeninvestments lösen diesen Widerspruch."

Niemals ein Vollsortimenter
Zudem erwäge das Haus, auch börsengehandelte Fonds (ETFs) anzubieten. "Wenn wir das tun, wird es aber aktiv sein und nicht passiv", betont der Jupiter-Chef. "Daher können aktive ETFs auch für uns eine Rolle spielen." Auch alternative Investments lote die Gesellschaft aus. Zugleich schränkt er aber ein: "Jupiter ist kein Fonds-Supermarkt. Wir führen nicht jedes Produkt im Regal und werden auch niemals zu einem Vollsortimenter werden." (ert)