Die Führung der Commerzbank arbeitet Medienberichten zufolge daran, den Sparkurs zu verschärfen. Dem Finanznachrichtendienst "Bloomberg" zufolge will Vorstandschef Martin Zielke bis zu 7.000 Stellen streichen und rund 400 Filialen schließen. Über die endgültigen Abbauziele sei aber noch keine Entscheidung getroffen worden, auch weil ein Teil des Managements die Umsetzbarkeit der erwogenen Maßnahmen anzweifelt, berichtet "Bloomberg".

Damit würde der Stellen- und Filialabbau deutlich höher ausfallen als noch im September 2019 mitgeteilt. Das Haus hatte damals den Abbau von 2.300 oder rund sechs Prozent der Vollzeitstellen und die Schließung von jeder fünften von rund 1.000 Filialen angekündigt. Doch die Skepsis, dass diese Einschnitte ausreichen, nahm seither zu. Zielke hatte daher im Februar 2020 angekündigt, dass der Sparkurs noch einmal forciert werden soll.

Unruhige Aktionäre
Das Commerzbank-Management steht zunehmend unter Druck. Zuletzt hatte der Finanzinvestor Cerberus sich auf Zielke und Aufsichtsratschef Stefan Schmittmann eingeschossen. Angesichts des Wertverfalls seiner Beteiligung drängt der zweitgrößte Aktionär der Bank auf rasche Veränderungen. Die Bundesrepublik, mit etwas mehr als 15 Prozent größter Anteilseigner der im MDax notierten Bank, gab wiederum ein Gutachten bei der Unternehmensberatung Boston Consulting in Auftrag, um weitere Sparziele auszuloten. Der Staat hat zwar seit der Finanzkrise seine Beteiligung abgebaut, ein Ausstieg mit Gewinn ist aber weiterhin illusorisch.

Die Commerzbank kämpft seit vielen Jahren mit einer Reihe hausgemachter Probleme und dem schwierigen Branchenumfeld wie dem Dauertief bei den Zinsen, das auf die Erträge drückt. Die Strategie, durch die Weggabe von Teilgeschäften rasch Geld zu beschaffen, ist nicht gerade von Erfolg gekrönt: Das Geldhaus hatte im Mai den Verkauf der polnischen Tochter M-Bank wegen eines zu geringen Interesses von potenziellen Käufern abgeblasen. Durch den stärkeren Abbau von Stellen und Filialen könnte die Bank das Einsparziel auf deutlich mehr als eine Milliarde Euro aufstocken. Ohnehin verschärft die Coronakrise branchenweit das Filialsterben.

Zweifel an der Umsetzung
Die Nachrichtenagentur berichtet weiterhin unter Berufung auf informierte Kreise, dass eine reine Beschleunigung der Sanierungsarbeiten Cerberus zufolge nicht ausreichen dürfte. Denn der US-Investor zweifle an der grundsätzlichen Fähigkeit des Managements, diese dann konsequent umzusetzen. Das Arbeitnehmerlager wiederum lehnt eine Ausweitung der Personaleinschnitte ab. Ein Teil der Führungsetage hat zudem Bedenken, dass harte Einschnitte bei den Mitarbeitern infolge des strengen deutschen Arbeitsrechts schwer umsetzbar und teuer sein werden.

Eine Commerzbank-Sprecherin sagte "Bloomberg" zufolge, die Bank werde mit den Zahlen zum zweiten Quartal Details zum Fortschritt des Kostenprojekts vorlegen. Darüber hinaus wolle sie sich nicht zu "Spekulationen" äußern. Es seien noch keine Entscheidungen gefallen. (ert)