Der liechtensteinische Lebensversicherer Prisma Life hat offenbar große finanzielle Probleme. Die Gesellschaft warnt in ihrem Geschäftsbericht für 2015 selbst vor einem erheblichen Liquiditätsengpass für 2017. Vorstand und Verwaltungsrat sind daher auf der Suche nach neuen Investoren. Ein Grund für die prekäre Situation sind wohl die Bilanzierungsmethoden. Das schreibt die "Süddeutsche Zeitung" (SZ). Die Zeitung nennt unter Berufung auf einen Insider auch die Summe, die fehlen soll: 40 Millionen Euro. Die Gesellschaft hat aber mittlerweile reagiert und eine Stellungnahme dazu veröffentlicht.

Die Probleme seien für Außenstehende an der Solvabilitätsquote von Prisma Life (PL) ablesbar. Diese zeigt, wie hoch die Eigenmittel eines Unternehmens im Verhältnis zu den Kapitalanforderungen sind, die sich aus den Ansprüchen der Kunden ergeben. Der Versicherer ist auf Nettotarife ohne eingepreiste Courtagen spezialisiert, die auch mit umstrittenen separaten Vergütungsvereinbarungen vertrieben werden. Mitte 2016 wies Prisma Life der SZ zufolge eine Solvabilitätsquote von 80 Prozent auf. Nötig seien aber 130 Prozent. Doch für das Jahresende rechnet die Gesellschaft mit immerhin 120 Prozent bis 122 Prozent.

Für die PL-Kunden, die zu 95,5 Prozent aus Deutschland und zu 4,5 Prozent aus Österreich kommen, könnte daraus ein echtes Problem erwachsen. Immerhin geht es um 1,04 Milliarden Euro an Kapitalanlagen von Versicherungsnehmern.

Fragwürdige Bilanzierungsmethoden
Laut dem Bericht der SZ ist Prisma Life unter anderem wegen der Bilanzierungsmethoden in Probleme geraten. Weil Provisions- oder Honorarforderungen gegen die Kunden aus dem Abschluss der Policen aus buchhalterischer Sicht Vermögen darstellten, habe das Management sie auf der Aktivseite der Bilanz gebaucht – also bei den Vermögensgegenständen. Damit sei auch das Eigenkapital des Unternehmens gestiegen. Prisma Life sei nicht das einzige Branchenunternehmen, welches diese Praxis nutzte. Allerdings habe die Gesellschaft aus Liechtenstein dies besonders oft gemacht. Mit anderen Worten: Das Vermögen der Gesellschaft bestand zu einem bedeutenden Anteil aus Forderungen gegen die eigenen Kunden.

In dem Zusammenhang kam noch ein anderer Aspekt hinzu: Die PL-Policen wurden lange Jahre zum Großteil von dem Cottbusser Strukturvertrieb Afa vermittelt. Das wundert nicht, da sowohl der Versicherer als auch der Vertrieb laut der Zeitung Sören Patzig gehört, der übrigens auch schon Geld bei Prisma Life nachgeschossen haben soll. Nach SZ-Informationen betrugen die regulären Abschlusskosten für Kunden über die Afa – einschließlich der Vorfinanzierung von Honoraren – bei der Prisma Life rund sieben Prozent aller vom Kunden zu zahlenden Beiträge. Dazu kamen 3,5 Prozent als volumenabhängige "Innenprovision". Die Kunden konnten also mit rund zehn Prozent zur Kasse gebeten werden. Der Versicherer hält dagegen, dass die Abschlusskosten bis sechs Prozent betragen hätten, die Innenprovision nur ein Prozent.

Neue Bilanzregel beenden den Höhenflug
Das Geschäftsmodell florierte offenbar bis 2014, dann kam der SZ zufolge die abrupte Wende: Ein anderes Umfeld, die niedrigen Zinsen und neue Bilanzierungsregeln führten in eine Krise. 2014 musste die Firma ihre Bilanzen bereinigen und erlitt einen Verlust von 45 Millionen Euro – bei Prämieneinnahmen von 105 Millionen Euro.

Der SZ zufolge fürchtet nun die Liechtensteiner Finanzaufsicht FMA, ein Zusammenbruch der Prisma Life könnte das lukrative Geschäft des Fürstentums mit Lebensversicherern stören. Deshalb dränge sie auf den Verkauf. Patzig habe genügend mögliche Investoren im Hintergrund. "Wir haben 17 Interessenten auf der Longlist", sagt PL-Verwaltungsratschef Helmut Posch der Zeitung. Ein Grund für das Interesse: Die Beschränkungen der Abschlusskosten, wie sie in Deutschland gelten, gibt es dort nicht. (jb)