Italiens größte Bankengruppe Unicredit könnte möglicherweise in eine rein italienische und eine ausländische Bank mit Sitz in Deutschland aufgespalten werden. Dies berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ) und bezieht sich dabei auf einen Artikel der italienischen Wirtschaftszeitung "Il Sole 24 Ore". Berater einer Investmentbank hätten der Spitze der Unicredit unter dem Franzosen Jean Pierre Mustier einen entsprechenden Plan vorgelegt, der bereits genauer untersucht worden sei, schreibt die FAZ.

Hintergrund der Überlegungen sei die Tatsache, dass die Aktivitäten der Unicredit zur Hälfte außerhalb von Italien angesiedelt sind. Das Italien-Geschäft drückt jedoch den Wert der Bank. Bekanntlich hat die Unicredit in Italien Probleme mit faulen Krediten, seit sie 2007 unter dem Druck der Politik mit der maroden Gruppe Capitalia und deren Aktivitäten in Rom sowie in Sizilien zwangsfusionieren musste. Zudem hält die Bank viele italienische Staatsanleihen, die Gefahr laufen, abgewertet zu werden, wenn das Rating für Italien gesenkt wird.

Auslandsgeschäft mit besseren Perspektiven
Diese Aspekte würden als Gründe dafür gesehen, dass die Unicredit an der Börse nur noch 24 Milliarden Euro wert ist, schreibt die FAZ. Zum Vergleich: Der Börsenwert der Deutschen Bank beläuft sich lediglich auf 17 Milliarden Euro. Das Auslandsgeschäft des Konzerns, unter anderem mit der Hypo-Vereinsbank in Deutschland, der Bank Austria in Österreich sowie weiteren Aktivitäten in Osteuropa, werde hingegen nur von der Abwertung einer Bankbeteiligung in der Türkei belastet. Es hätte damit also bessere Perspektiven als das Italien-Geschäft.

Seit der großen Kapitalerhöhung durch Mustier Anfang 2017 hätten institutionelle Investoren bei der Unicredit das Sagen. Die Idee einer Aufteilung könnte der FAZ und "Il Sole 24 Ore" zufolge unter den Aktionären durchaus als Möglichkeit gesehen werden, versteckte Werte zu heben und Risiken zu reduzieren. In Italien bliebe nach einer Aufspaltung allerdings eine Bank zurück, die aus Sicht der italienischen Zeitung eventuell nicht lange selbständig bleiben würde. Stattdessen könnte sie leicht zum Objekt von fusuions- oder übernahmmewilligen Wettbewerbern werden. Unicredit habe zu einer möglichen Aufspaltung keine offiziellen Kommentare abgeben wollen, heißt es. (am)