Die Deutsche Bank hat offenbar ihre Pläne geändert und überlegt, ihre Tochter Postbank doch zu behalten. Dem Vernehmen nach würde der Verkauf bei weitem nicht so viel Geld in die Kassen spülen wie erwartet. Die "Süddeutsche Zeitung" (SZ) glaubt, den wahren Grund für den Meinungsumschwung zu kennen: die Postbank-Tochter BHW. Diese würde unter dem Strich kaum noch Rendite erwirtschaften. In einem längeren Artikel nimmt die Zeitung die Geschichte und aktuelle Situation der Bausparkasse unter die Lupe.

Die BHW galt noch zur Jahrtausendwende als kommende Nummer Eins am Markt für Bausparfinanzierungen. Die Hoffnungen und die ehrgeizigen Pläne zerschlugen sich laut SZ jedoch. 2002 geriet die zur BHW gehörende Hypothekenbank AHBR in Schieflage. Dennoch kaufte die Postbank die BHW im Oktober 2005 für hochgerechnet 1,8 Milliarden Euro.

Offenbar war die Postbank sehr an der mobilen Vertriebstruppe der BHW interessiert, den sie für ihre Bankprodukte nutzbar machen wollte. Es habe Pläne gegeben, die BHW-Leute zu einer Art mobiler Bankfiliale zu machen, die Fonds oder Wertpapiere am Wohnzimmertisch gleich mit verkaufen.Der Siegeszug des Internet machte all dies obsolet, so die SZ. Auch das Geschäft mit den Baufinanzierungen sei nicht wie erwartet gelaufen. Hier bereiten die Minizinsen der BHW – wie der gesamten Branche – Probleme, da sie in der Vergangenheit die Kunden mit hohen, heute nicht mehr zu erwirtschaftenden Einlagezinsen lockte.  

Schrumpfende Renditen
Im Ergebnis sei die Bilanzsumme der BHW seit 2010 um gut 20 Prozent auf 34,1 Milliarden Euro gesunken, der Marktanteil liegt nur noch bei etwa zehn Prozent. Auf das eingesetzte Eigenkapital erwirtschafte die Bausparkasse seit Jahren kaum noch Rendite. Zuletzt habe unter dem Strich sogar ein Minus von 5,1 Millionen Euro gestanden, errechnete die Zeitung. Dies habe das Unternehmen allerdings mit "außerordentlichen Aufwendungen" erklärt.

Andererseits würde der BHW die extrem niedrigen Ausfallraten im privaten Immobiliengeschäft helfen. Hier steht der Traditionskonzern sogar besonders gut da, weil sich in seiner Klientel traditionell viele Beamte und öffentlich Angestellte finden. Die SZ kommt daher zu dem Schluss, dass die Lage nicht existenziell bedrohlich ist. Trotzdem stelle sich die Frage, wie die BHW in ihrem momentanen Zustand die Fantasie potenzieller Postbank-Investoren beflügeln soll. (jb)