Im aktuellen Marktumfeld gehört die Zukunft den aktiven Asset Managern. Davon ist Michael Roberge überzeugt, der Vorstandschef des US-Fondsanbieters MFS. "An den Märkten ging es sehr lang fast nur nach oben, es gab kaum Streuung innerhalb einer Anlageklasse – fast alle Aktien sind mehr oder weniger im Gleichlauf gestiegen", erinnert Roberge im Gespräch mit FONDS professionell. "In den vergangenen Jahren musste man kein toller Portfoliomanager sein, um ansehnliche Renditen zu erwirtschaften, das Beta des Marktes hat gereicht."

Doch diese Zeiten seien seit dem Jahr 2022 vorbei. Roberge zufolge ist es wieder wichtiger geworden, die Gewinner und Verlierer zu identifizieren und sich dadurch von den Benchmarks abzuheben, mit denen die Kunden ihre Anlage vergleichen. "Sprich: Für aktive Asset Manager wie uns hat sich das Umfeld verbessert, für Beta-Produkte wie Indexfonds hat es sich verschlechtert."

Warum MFS keine Nachhaltigkeitsfonds anbietet
Roberge äußerte sich in dem Gespräch mit der Redaktion auch zur Frage, warum sein Haus keine dezidierten ESG-Fonds anbietet. "Der wichtigste Grund dafür ist, dass wir nicht an Ausschlüsse glauben", sagt er. "Der beste Ansatz ist unserer Überzeugung nach, Nachhaltigkeit in den Investmentprozess zu integrieren." Mit Ausschlüssen versperre man sich viele Möglichkeiten, zum Beispiel Investments in den Energiebereich. "Diese können nicht nur finanziell attraktiv sein, sondern Sie können den Unternehmen auch dabei helfen, die Energiewende zu meistern. Wenn Sie die entsprechenden Titel erst gar nicht halten, gelingt das nicht."

Wenn man als Investor wirklich etwas bewirken wolle, führe kein Weg am Engagement, also dem kritischen Dialog mit der Unternehmensspitze, vorbei. "So können Sie tatsächlich etwas verbessern, anders als mit Ausschlüssen." Roberge räumt ein, dass es aus der Vertriebsperspektive schwierig ist, auf dezidierte Nachhaltigkeitsstrategien zu verzichten. "Kurzfristig ist es natürlich eine Herausforderung, den Kunden zu erklären, dass Ausschlüsse nichts bringen", meint der MFS-Chef. "Ein paar Unternehmen fliegen aus dem Portfolio, aber für das Klima ändert sich dadurch nichts." Langfristig werde sich die Überzeugungsarbeit, dass mit einer ESG-Integration mehr zu erreichen sei, jedoch auszahlen.

"Produkte für den Kern eines Portfolios"
Der Asset Manager aus Boston verzichtet nicht nur auf die Auflage "dunkelgrüner" Fonds, sondern auch auf thematische Investments: Die MFS-Manager investieren stets in breite Anlageuniversen, nie in einzelne Nischen. "Wir möchten Produkte für den Kern eines Portfolios anbieten", so Roberge. "Viele Kunden ergänzen unsere Fonds mit thematischen Investments, aber darum kümmern sich dann andere Asset Manager." MFS wolle sich nicht verzetteln, sondern sich auf das konzentrieren, was das Unternehmen könne.

"Wir wollen nicht trendy sein", betont Roberge. "Wir glauben daran, für unsere Kunden eine gute Rendite erzielen zu können. Wenn es uns gelingt, mit unseren Aktienfonds auf lange Sicht per annum zwei bis drei Prozentpunkte besser abzuschneiden als der Vergleichsindex, ist das unserer Meinung nach ein hervorragendes Ergebnis. Das erfordert unsere volle Arbeitskraft." (bm)


Im vollständigen Interview, das in FONDS professionell 4/2022 ab Seite 392 erschienen ist, spricht Roberge auch über die Pläne des Asset Managers, das Wholesale-Geschäft in Europa auszubauen. Angemeldete Nutzer können den Beitrag auch hier im E-Magazin lesen.