Anleger legen immer größeren Wert auf ethisch und ökologisch korrektes Investieren – das zeigen die wachsenden Mittelzuflüsse nachhaltiger Fonds der vergangenen Jahre. Die landläufige Meinung: Wer nachhaltig wirtschaftet, macht am Ende Gewinn. Zwei Investmentprofis vom Vermögensverwalter MFS Investment Management sehen das allerdings anders. "Nachhaltigkeit gibt es nicht umsonst. Wenn ein Unternehmen nachhaltiger werden soll, kann das eine große Herausforderung sein", schreiben Analyst Robert Wilson und Investmentstratege Robert Almeida in einer aktuellen Analyse. Sogar Insolvenzen seien nicht ausgeschlossen.

Zwar gebe es viele Gründe, in nachhaltige Unternehmen zu investieren, allen voran der Klimawandel, räumen die beiden Autoren ein. Allerdings sollte Investoren bewusst sein, dass Nachhaltigkeit nicht für alle Unternehmen eine Chance ist, sondern für einige stattdessen ein großes Risiko darstellt. Zu diesen Firmen zählen die Experten zum Beispiel Einzelhändler. In den USA seien viele von ihnen kaum überlebensfähig, sollte der Mindestlohn von aktuell 7,25 US-Dollar auf 16 US-Dollar angehoben werden, erklären sie.

"Ähnlich der industriellen Revolution"
Auch Erzeuger fossiler Brennstoffe haben es schwer, ebenso wie ihre Ankäufer. So entfällt mehr als zwei Drittel der Ölnachfrage auf Autos mit Verbrennungsmotoren – die bald ausgedient haben sollten. Das zeigt, wie stark der Einfluss des Themas Nachhaltigkeit künftig noch sein wird: "Der Nachhaltigkeitstrend hat eine enorme Kraft, ähnlich der industriellen Revolution und dem Internet, und wird Gesellschaft und Investmentwelt auf Jahrzehnte prägen", schreiben die MFS-Profis. Umso genauer sollten Anleger hinschauen, wer die Gewinner und wer die Verlierer dieses Umbruchs sein werden. (fp)