Die Fondssparte des Versicherers Allianz hat ihre Entscheidung verteidigt, die Aufwendungen für externe Analysen auf die eigene Bilanz zu nehmen. "Wir wissen als Allianz Global Investors, dass wir uns mit unserer Entscheidung, die Researchkosten nicht auf Kunden umzulegen, nicht nur Freunde machen", sagte Tobias Pross, der das Geschäft in der Region Europa, Nahost und Afrika verantwortet, der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ). "Wir sind ein eigenständiger und unabhängiger Vermögensverwalter mit einem globalen Anspruch. Wir treffen daher auch unsere Entscheidungen eigenständig."

Der Hintergrund für diesen Schritt sind Neuregelungen, die mit der Finanzmarktrichtlinie Mifid II Anfang 2018 in Kraft treten. Damit müssen die Fondsanbieter künftig die Ausgaben für Studien genau aufschlüsseln. Bislang verteilen Investmentbanken und Broker die Analysen im Gegenzug für Handelsaufträge. Solche Gegengeschäfte erschienen den Regulierern aber zu undurchsichtig. Künftig müssen daher Asset Manager die Kosten für Wertpapiertransaktionen und Research gesondert ausweisen.

Entschluss revidiert
Einige britische Häuser wie M&G und Jupiter hatten sich früh dazu entschieden, die Ausgaben für Studien von Drittanbietern selbst zu stemmen. Andere internationale Häuser folgten dem Beispiel. Der zentrale Fondsanbieter der deutschen Volks- und Raiffeisenbanken, Union Investment, sowie der Wertpapierdienstleister der deutschen Sparkassen, Deka, beschlossen hingegen, die Kosten an die Kunden weiterzureichen. Damit schien für einige Beobachter klar: die deutsche Fondsbranche weicht vom internationalen Trend ab.

Doch dann kündigte AGI an, die Entgelte auf die eigene Bilanz zu nehmen. Das Schwesterhaus Pimco hatte genauso entschieden. Auch die Deutsche Asset Management wählte diesen Weg. Daraufhin überdachte auch Union Investment noch einmal die Entscheidung – und vollzog eine Kehrtwende. Die bereits eingeleitete Aufschlüsselung der Researchkosten auf die einzelnen Fonds zogen die Genossen zurück und tragen künftig die Ausgaben aus der eigenen Bilanz.

Keine geheimen Absprachen
Damit war der deutsche Sonderweg geplatzt. "Es hat keine Vorabsprachen der großen deutschen Vermögensverwalter über eine Umlegung der aus Mifid entstehenden Gebühren auf die Anleger gegeben", betonte AGI-Mann Pross im Interview mit der "FAZ". Nach der Wende von Union Investment beriet auch die Deka über ihren Schritt ein zweites Mal, wie FONDS professionell ONLINE aus Branchenkreisen erfuhr. Letztlich blieb das Haus aber dem ursprünglich gewählten Weg treu. (ert)

 

So geht die Branche mit Researchkosten um:
Kosten auf eigene Bilanz übernehmen:Kosten an Anleger weiterreichen:
Aberdeen Standard InvestmentsAmundi*
Allianz Global InvestorsBNP Paribas*
Aviva InvestorsCarmignac
Axa Investment ManagementDeka
BaringsFidelity International
BlackrockMan Group
Bluebay 
Deutsche Asset Management 
Ethenea 
Fisch Asset Management  
Flossbach von Storch 
Franklin Templeton 
Goldman Sachs Asset Management 
Hermes 
Invesco** 
Janus Henderson*** 
JO Hambro 
J.P. Morgan Asset Management 
Jupiter 
Kempen 
M&G 
Meag 
NN Investment Partners 
Pimco 
Robeco 
Russell Investments 
Schroders*** 
T. Rowe Price 
UBS 
Unigestion 
Union Investment*** 
Vanguard 
  
* wollte zunächst Fonds zurechnen, nun noch nicht entschlossen
** ursprünglich war bevorzugter Weg, Fonds zuzurechnen
*** wollte zunächst Fonds zurechnen, nun umentschieden
 
Quelle: FT Research, FONDS professionell; Stand: 4.10.2017