Gut ein Jahr nach Einführung der Finanzmarktrichtlinie Mifid II greifen Asset Manager in deutlich geringerem Umfang auf externe Analysen zu. Dies ergab eine Umfrage der International Capital Market Association ICMA unter 28 Finanzdienstleistern, die in Europa aktiv sind. Der Interessenverband untersuchte dabei, wie sich der Researchmarkt für Anleihen, Rohstoffe und Devisen seit Einführung der neuen Regeln verändert hatte.

Demnach reduzierten 82 Prozent der Befragten die Zahl der Drittanbieter, von denen sie Research beziehen. Zudem abonnieren die Investmentgesellschaften generell weniger externe Analysen. 68 Prozent schränken die Nutzung ein, nur 28 Prozent berichten über keine Veränderung im Vergleich zu der Zeit vor Mifid II.

Eine gravierende Beeinträchtigung mögen die Vermögensverwalter aber dadurch nicht erkennen. 86 Prozent geben an, dass sie durch die geringere Zahl an Researchanbietern keine schlechtere Performance ihrer Fonds erwarten.

Laufende Verhandlungen
Mit In­kraft­tre­ten der Finanzmarktrichtlinie im Januar 2018 müssen Asset Manager die Ausgaben für externe Studien genau aufschlüsseln. Bislang erhielten etwa Fondsgesellschaften Research praktisch umsonst von den Brokern und Investmentbanken – im Austausch für lukrative Handelsaufträge. Diese Praxis war den Regulierern jedoch zu undurchsichtig. Mit dem klaren Kostenausweis wollten sie mehr Transparenz schaffen.

Da Asset Manager die Studien bislang per Gegengeschäft praktisch gratis erhielten, musste die Branche zunächst einmal einen Preis für diese Dienstleistung aushandeln. Dies hat der ICMA-Umfrage zufolge der Großteil der Asset Manager mittlerweile getan. Noch 18 Prozent geben an, mit einer Minderheit der Researchanbieter über Verträge zu verhandeln. Nur elf Prozent haben sich mit der Mehrheit ihrer Analyse-Lieferanten noch auf kein Preismodell geeinigt.

Im Sommer hatte etwa Andreas Uterman von Allianz Global Investors gesagt, dass sein Haus weiterhin über die Gebühren feilsche. Berichten zufolge waren manche Investmentbanken und Brokerhäuser zu Jahresbeginn mit schier utopischen Preisvorstellungen in die Verhandlungen eingestiegen.  

Auf die eigene Kappe
Seit Anfang 2018 bezahlen 79 Prozent der Asset Manager die Kosten für externe Analysen aus der eigenen Gewinn-und-Verlust-Rechnung. Nur sieben Prozent weisen die Kosten über Research-Konten den Fonds und damit den Kunden zu. Immerhin 14 Prozent nutzen eine Kombination aus beiden Modellen. Vor Inkrafttreten hatten sich in einer ähnlichen ICMA-Umfrage einige Asset Manager noch anders geäußert. Doch als sich immer mehr Häuser entschlossen, die Analysekosten auf die eigene Kappe zu nehmen, schwenkten auch Anbieter wie Union Investment, Amundi oder Fidelity um und übernahmen die Rechnung selbst. Von den größeren Anbietern behielten lediglich die Deka und Carmignac das Kontenmodell bei.

Anders als mitunter erhofft, baut die Mehrheit der Fondsgesellschaften ihr hausinternes Research aber nicht aus – zumindest im Bereich Anleihen, Rohstoffe und Währungen. In der ICMA-Befragung geben lediglich 18 Prozent an, entsprechende Pläne zu hegen oder schon umgesetzt zu haben. Im Vorjahr hatte noch fast ein Drittel der Anbieter zu Protokoll gegeben, zusätzliche Analysten anheuern zu wollen.

Keine Qualitätseinbußen
Dies mag auch daran liegen, dass die Investmenthäuser keine nachlassende Qualität bei den Studien von Drittanbietern feststellen können. Nur elf Prozent sehen eine Verschlechterung, vier Prozent eine Verbesserung und 86 Prozent eine gleichbleibendes Niveau. Ende 2017 hatte immerhin fast ein Drittel mit Qualitätseinbußen beim Research gerechnet.

Grundsätzlich schüren die neuen Regeln aber nach wie vor Verunsicherung. Denn Dreiviertel der von dem internationalen Branchenverband befragten Investmenthäuser zeigen sich unsicher, welche Angebote sie als Research einordnen sollen und was sie als geringfügige, unbezahlte Dienstleistungen annehmen dürfen. So zeigen sich zahlreiche Gesellschaften unsicher, ob und in welcher Form sie an Investoren-Roadshows teilnehmen dürfen. (ert)