Die Personalvertretung der Europäischen Zentralbank (EZB) richtete am 28. Februar einen Brief an die Führungsspitze der Institution, nachdem Direktoriumsmitglied Frank Elderson auf einer internen Veranstaltung die Frage gestellt hatte, warum die Zentralbank Leute einstelle, "die wir umprogrammieren müssen, weil sie von den besten Universitäten kommen, aber immer noch nicht wissen, wie man das Wort 'Klima' buchstabiert".

In dem von der Nachrichtenagentur "Bloomberg" eingesehenen Dokument, über das zuerst die "Financial Times" berichtete, erklärte die Personalvertretung, dass "die Idee, Menschen 'umzuprogrammieren', in krassem Widerspruch zu Vielfalt und Inklusion steht, insbesondere zur Vielfalt der Gedanken, und jenseits dieser Aspekte bedenklich" sei.

"Gute Gründe, die Berechtigung der EZB in Frage zu stellen"
Die Frage, ob und wie sich die EZB im Kampf gegen den Klimawandel engagieren soll, wird seit Jahren diskutiert und hat das Verhältnis zwischen den Mitarbeitern der Zentralbank und ihrer Führung belastet. "Viele Kollegen unterstützen persönlich die Entscheidung der EZB, den Klimawandel in ihr Mandat aufzunehmen", so die Personalvertretung. "Es gibt jedoch auch gute Gründe, die Berechtigung der EZB in Frage zu stellen, die Grenzen ihres eigenen Mandats auszudehnen, ohne den rechtlichen Rahmen zu ändern, auf der Grundlage der persönlichen Ansichten ihrer Führung."

Als EZB-Präsidentin Christine Lagarde letzten Monat im Europäischen Parlament zu den Berichten über Eldersons Äußerungen befragt wurde, sagte sie: "Ich stehe voll und ganz hinter all meinen Kollegen – auch hinter dem, auf den Sie sich bezogen haben. Aber ich bin mir bewusst, dass Worte manchmal ein wenig über die Leidenschaft hinausgehen können, die sie zum Ausdruck bringen."

"Spiegelt direkt die Strategie der EZB wider"
Ein EZB-Sprecher sagte, Elderson sei "ein überzeugter Verfechter aller Formen von Vielfalt, einschließlich der Vielfalt der Gedanken". "Seine Botschaft – bei einer internen Veranstaltung –, dass die Klimawissenschaft bei der Arbeit der EZB berücksichtigt werden sollte, spiegelt direkt die Strategie der EZB wider", heißt es in einer Erklärung. "Sie spiegelt auch seine Ansicht wider, die von seinen Kollegen im Direktorium geteilt wird, dass alle Faktoren, die sich auf die mandatierten Aufgaben der EZB auswirken, richtig verstanden werden sollten", fügte der Sprecher hinzu. (mb/Bloomberg)