Sollten die Leitzinsen so tief bleiben wie bisher, bekommen die deutschen Lebensversicherer Probleme, warnt die Ratingagentur Moody’s in ihrem aktuellen Branchenausblick, über den das "Handelsblatt" berichtet. Versicherer klagen zwar schon seit Jahren über die Niedrigzinsen. Nun laufen aber immer mehr langlaufende Staatsanleihen aus, mit denen sich die Unternehmen in Jahren mit höheren Zinsniveaus eingedeckt hatten. Und das freigewordene Kapital lässt sich nicht mehr zu denselben Renditen anlegen wie früher.

Zugleich haben Lebensversicherer viele alte Verträge mit hohen Garantiezinsen im Bestand. Rund 80 Prozent der deutschen Lebensversicherungspolicen sind Garantieprodukte. Im Schnitt versprechen sie zwischen 2,5 und 3,5 Prozent Zinsen, bei einer Laufzeit von mehr als zehn Jahren. Damit liegen die Zinsen höher als bei Versicherern aus Norwegen und Taiwan, denen Moody’s ebenfalls Probleme prophezeit. In Norwegen und Taiwan gibt es allerdings insgesamt weniger Garantieprodukte. Diese haben zudem im Schnitt eine kürzere Laufzeit als deutsche Lebensversicherungen.

Weg mit teuren Altverträgen
Immer mehr Versicherer versuchen, teure Altbestände loszuwerden. Zuletzt wurde bekannt, dass Generali vier Millionen alte Verträge abstoßen will. Axa wiederum erklärte diese Woche, seine irische Tochter Axa Life Europe an einen Finanzinvestor verkaufen zu wollen.

Die Assekuranz gibt sich trotz der Risiken gelassen. Die deutschen Lebensversicherer seien solvent, erklärte Wolfgang Weiler, Chef des Branchenverbands GDV, im Interview mit dem "Handelsblatt". Moody’s bestätigt das zwar, betrachtet die hohen Solvenzquoten aber nicht als besonders wirtschaftlich. Darin enthalten seien Übergangsmaßnahmen. Würde man diese herausrechnen, läge die Solvenzquote bei 250 statt 382 Prozent. (fp)